Politik sollte Expertise der medizinischen Fachgesellschaften mehr einbeziehen

Berlin – Die Gesundheitspolitik sollte sich mehr als bisher an der evidenzbasierten Medizin orientieren. Dafür macht sich die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) stark.
Sie mahnt an, die Politik müsse die Expertise der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften stärker als bisher in politische Entscheidungsprozesse einbeziehen. Die AWMF vereine 180 wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaften unter ihrem Dach und damit mehr als 280.000 Fachleute.
„Dieser gut organisierte Expertenpool sollte in Zukunft verstärkt von der Politik wahrgenommen und konstruktiv in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden“, sagte Rolf-Detlef Treede, stellvertretender Präsident der AWMF. Dies könne fundiertere Entscheidungen, mehr Transparenz und einen breiteren Konsens ermöglichen, betonte er.
In einem Positionspapier zur neuen Legislaturperiode fordert die AWMF außerdem, die Entwicklung und Implementierung von evidenzbasierten interdisziplinären Leitlinien im Rahmen der Digitalisierung der Medizin zu stärken, den Infektionsschutzes in Humanmedizin und Tiermedizin zu verbessern, die Rahmenbedingungen für die Gesundheitsforschung zu verbessern und den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Medizin intensiver zu fördern.
Außerdem sollten laut der AWMF Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen besser geplant und vorgehalten werden, um im Krisenfall verlässlich agieren und viele Menschen zur gleichen Zeit behandeln zu können.
„Die Coronapandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, unser Gesundheitssystem mit ausreichend Ressourcen auszustatten – vor allem personell, aber auch strukturell und finanziell“, sagte Fred Zepp, Präsidiumsmitglied der AWMF. Es brauche einen größeren Puffer für die medizinische Versorgung von Menschen in Notsituationen, wie einer Pandemie oder anderen Katastrophen.
„Es kann beispielsweise nicht sein, dass die Versorgung chronisch kranker Patienten in solchen Phasen leidet oder notwendige Operationen um Monate verschoben werden müssen“, sagte Henning Schliephake, stellvertretender Präsident der AWMF.
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