Medizin

Post-COVID-Syndrom: Therapeutischer Nutzen apparativer Diagnostik gering

  • Mittwoch, 1. Juni 2022

Köln – Bei vielen Patienten bestehen auch mehr als 12 Wochen nach einer überstandenen SARS-CoV-2-In­fektion noch Symptome. Dabei wird von ihnen häufig eine Dyspnoe beklagt. Der Frage, inwiefern bei dieser Patientengruppe eine apparative Diagnostik notwendig ist, sind Philipp A. Reuken, Universitätsklinikum Jena, und Co-Autoren sowie Co-Autorin nachgegangen (Deutsches Ärzteblatt, 2022; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0216).

Sie haben die diagnostische Wertigkeit der Computertomografie (CT) des Thorax, der Echokardiografie und der Lungenuntersuchung bei Patienten überprüft, die sich zwischen August 2020 und Dezember 2021 in der Post-COVID-Ambulanz des Universitätsklinikums Jena vorgestellt haben.

559 von 614 Patienten, die konsekutiv die Post-COVID-Ambulanz aufgesucht hatten, wiesen 12 oder mehr Wochen nach Infektion mindestens ein Symptom auf. 315 von ihnen beklagten eine persistie­ren­de Dyspnoe. Zur diagnostischen Abklärung erhielten 303 Patienten eine Lungenfunktionsuntersuchung, 179 eine Echo­kardiografie und 135 eine Computertomografie des Thorax.

Nur bei einer kleinen Anzahl der Patienten ergaben sich therapierelevante Befunde. So wurde lediglich bei 37 Lungenfunktionsuntersuchungen ein pathologischer Befund erhoben. In der CT-Diagnostik lag die Rate mit 26 Patienten nicht signifikant höher. Bei ausschließlicher Betrachtung von Patienten mit Dyspnoe war die diagnostische Ausbeute nur geringfügig höher. In der Echokardiografie gab es lediglich bei 3 Patienten auffällige Befunde.

Das Autorenteam kommt zu dem Schluss, dass der therapeutische Mehrwert einer apparativen Diagnostik für Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Beschwerden gering ist. Die Wertigkeit läge vielmehr im Aus­schluss anderer Erkrankungen.

Diese Ergebnisse unterstützten die Empfehlung der deutschen Leitlinie zu Post-COVID, bei Patienten ohne Alarmsymptome auf eine apparative Diagnostik zu verzichten und stattdessen eine klinische Verlaufskontrolle vorzunehmen.

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