Präeklampsie: USPSTF empfiehlt Screening ohne Urinanalyse
Washington – Die United States Preventive Services Task Force (USPSTF), eine unabhängige Expertengruppe, die für das US-Gesundheitsministerium Empfehlungen erstellt, sieht in der regelmäßigen Kontrolle des Blutdrucks bei jeder Schwangerenvorsorgeuntersuchung den einzigen evidenzbasierten Screeningtest für eine Präeklampsie. Eine regelmäßige Harnuntersuchung sehen die im US-amerikanischen Ärzteblatt veröffentlichten Empfehlungen (JAMA 2017; 317: 1661-1667) nicht vor, da die Zuverlässigkeit laut dem Evidenz-Bericht (JAMA 2017; 317: 1668-1683) zu gering ist.
Die Präeklampsie ist definiert durch das Auftreten einer Hypertonie nach der 20. Gestationswoche in Kombination mit einer Proteinurie. (≥ 300 mg/24h nachgewiesen im 24-h-Sammelurin oder > 30mg/mmol Protein-Kreatinin-Ratio im Spontanurin), die nach der abgeschlossenen 20. SSW aufgetreten sind. Es liegt deshalb nahe, bei allen Schwangeren frühzeitig nach den beiden Anzeichen zu suchen, zumal eine Präeklampsie eine lebensgefährliche Schwangerschaftskomplikation ist, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt wird.
Für die Kontrolle des Blutdrucks, die bei jeder Vorsorgeuntersuchung erfolgen sollte, steht der Nutzen außer Frage, auch wenn hierzu laut USPSTF niemals ausführliche Studien durchgeführt wurden. Die Bestimmung des Blutdrucks ist einfach und zuverlässig und es besteht wenig Anlass zur Sorge, dass Messergebnisse den Frauen durch Einleitung einer unangemessenen Therapie schaden würden. Die Autoren vergeben einen Evidenzgrad B.
Für die Bestimmung der Proteinurie, die die Frauenärzte üblicherweise mit einem Teststreifen durchführen, ist die Situation allerdings anders. Der Nachweis einer alleinigen Proteinurie (ohne Erhöhung des Blutdrucks) war in den Studien ein recht unsicherer Prädiktor für eine bevorstehende Präeklampsie. Die Sensitivität schwankte zwischen 22 und 100 Prozent, die Spezifität zwischen 36 Prozent und 100 Prozent: Nicht jede Präeklampsie kündigt sich durch eine (alleinige) Proteinurie an und viele Schwangere mit einer (alleinigen) Proteinurie erkranken niemals an einer Präeklampsie. (Den Autoren ist allerdings klar, dass die Harntests in der Praxis weiter durchgeführt werden, zumal für die Diagnose der Präeklampsie der Nachweis einer Proteinurie notwendig ist.)
Die USPSTF hat auch einige Risiko-Scores untersucht, die weitere anamnestische Informationen (Alter, Parität, Hypertonie) und weitere Tests (Serum-Marker oder Uterus-Arterie-Pulsatilitäts-Index) verwendet haben. Unter den 16 untersuchten Risiko-Scores war keiner, der eine zuverlässige Vorhersage erlauben würde.
Damit bleibt unklar, welche Frauen zur Vorbeugung einer Präeklampsie mit ASS behandelt werden sollten. Diese Prävention war nicht Gegenstand der USPSTF-Untersuchung. Sie gilt allerdings als evidenz-basiert, nachdem mehr als 50 randomisierte klinische Studien mit mehr als 37.000 Teilnehmerinnen gezeigt haben, dass ASS einer Präeklampsie vorbeugen kann. Die einzelnen Studien hatten jedoch unterschiedliche Einschlusskriterien, so dass sich aus den Ergebnissen nur schwer Empfehlungen für die Indikation ableiten lassen.
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