Ärzteschaft

Prävalenz von Autoimmun­erkrankungen gestiegen

  • Donnerstag, 7. November 2024
/peterschreiber.media, stock.adobe.com
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Berlin – In Deutschland werden bei gesetzlich Versicherten immer mehr Autoimmunerkrankungen diagnostiziert. Die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zeigen zwischen 2012 und 2022 eine Zunahme von 7,06 auf 8,61 Prozent – ein relativer Anstieg um 22 Prozent. Das zeigt eine neue Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Sie ist im Rahmen des Versorgungsatlas erschienen (2024, DOI: 10.20364/VA-24.05).

Bei einer Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem körpereigene Zellen und Gewebe an. Bekannt sind bis zu 80 verschiedene Autoimmunerkrankungen, von denen mehr als die Hälfte selten vorkommen und eine Prävalenz von 0,05 Prozent oder weniger aufweisen.

Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen diverse bakterielle und virale Infektionen, Umweltschadstoffe und Lebens­stilfaktoren. Zudem ist bekannt, dass Frauen ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen haben als Männer.

Datengrundlage der Studie sind die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten aus den Jahren 2012 bis 2022. Der Datensatz umfasst Diagnosen von allen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland, die in den je­weiligen Jahren mindestens einmal eine vertragsärztliche Leistung in Anspruch genommen haben.

Insgesamt hat die Zi-Arbeitsgruppe 30 Autoimmunerkrankungen untersucht. Die Studienpopulation variierte zwi­schen 68.959.472 Versicherten im Jahr 2012 und 73.241.305 Versicherten im Jahr 2022. Es zeigte sich: Insgesamt ist im Jahr 2022 bei mehr als 6,3 Millionen Patienten mindestens eine Autoimmunerkrankung diag­nostiziert worden.

Bei 28 von 30 Autoimmunerkrankungen stieg die Prävalenz in den untersuchten zehn Jahren an. Die höchste Zu­nahme mit +130 Prozent war bei Zöliakie zu verzeichnen, gefolgt von Autoimmunhepatitis (+80 Prozent), Hashi­moto-Thyreoiditis (+72 Prozent) und primärer biliärer Zirrhose (+68 Prozent). Lediglich bei zwei Erkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1 und Sjögren-Syndrom) war ein Rückgang der Prävalenz zu beobachten (–18 und –27 Prozent).

Den niedrigsten Anstieg zeigten die ausgewerteten Daten in Berlin (+ neun Prozent), den höchsten im Saarland (+35 Prozent) und in Baden-Württemberg (+30 Prozent). Insgesamt war die Prävalenz in den östlichen Bundesländern höher als in den westlichen (Sachsen-Anhalt: 10,26 Prozent, Brandenburg: 9,65 Prozent, Thüringen: 9,39 Prozent).

„Die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen in Deutschland liegt deutlich höher als bisher angenommen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Jeder zwölfte gesetzlich Versicherte in Deutschland leide an mindestens einer der 30 untersuchten Autoimmuner­kran­kungen – Tendenz steigend. Bei den meisten Autoimmunerkrankungen sei die Ursache ungeklärt. „Daher ist es wichtig, das epidemiologische Geschehen genau zu beobachten“, betonte Stillfried.

hil

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