Preisbildung bei Arzneimitteln Top-Thema des Deutschen Ärztetages

Berlin – Die Preisbildung bei Arzneimitteln wird ein Hauptthema des diesjährigen Deutschen Ärztetages im Mai in Hamburg. Das kündigte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, an. „Wir werden dort über Transparenz bei der Preisbildung sprechen und auch darüber, inwieweit die Preise am Patientennutzen orientiert sind“, sagte der BÄK-Präsident heute gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus.
Anfang Februar hatte der BÄK-Präsident umrissen, welche Themen 2016 aus Sicht der Ärzteschaft besonders wichtig sind. Neben der Arbeit an der Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) seien dies das so genannte Anti-Korruptionsgesetz, die Flüchtlingsversorgung und die Preisbildung bei neuen, innovativen Arzneimitteln. Er kritisierte, Deutschland sei „ein absolutes Hochpreisland für Arzneimittel“.
Im Interview mit dem Focus wies Montgomery jetzt daraufhin, dass Krebsmedikamente im Jahr 2014 mit 4,7 Milliarden Euro die umsatzstärkste Wirkstoffgruppe im Arzneimittelmarkt der gesetzlichen Krankenversicherung waren. Häufig seien diese als „Orphan Drug“, also als Mittel für seltene Krankheiten, eingestuft. Laut der aktuellen Gesetzeslage gilt ihr Zusatznutzen zunächst per se als gegeben. Sie würden daher oft weniger gründlich in klinischen Studien geprüft. „Es stelle sich die Frage, „ob wir akzeptieren sollten, dass so viel Geld aus unserem solidarisch finanzierten Gesundheitssystem herausgepresst wird“, sagte der BÄK-Präsident.
Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um fünf Prozent auf 32,9 Milliarden Euro gestiegen. Das hat die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gemeldet.
Nach Recherchen des Deutschen Ärzteblattes kamen 2014 46 Arzneimittelwirkstoffe neu auf den deutschen Markt. Rekordverdächtig ist, dass bei acht Wirkstoffen eine Packung mehr als 10.000 Euro kostet.
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