Gesundheit

Prekäre Patientensicherheit im Nahen Osten und Afrika

  • Mittwoch, 14. März 2012

In vielen Kliniken von Entwicklungsländern stirbt täglich ein Patient an vermeidbaren Folgen einer Therapie oder weil eine mögliche Behandlung nicht zustande kam. Die mangelnde Patientensicherheit ist einer Studie im Britischen Ärzteblatt zufolge dort die fünft häufigste Todesursache.

Ross Wilson von der Krankenhausgesellschaft von New York City hat mit Mitarbeitern der WHO mehr als 15.000 Krankenakten aus 26 Kliniken in Ägypten, Jordanien, Kenia, Marokko, Tunesien, dem Sudan, Südafrika und dem Jemen gesichtet. Die Rate von Behandlungsfehlern war mit 8,2 Prozent nicht ungewöhnlich hoch. Ähnliche Zahlen wurden auch für Kliniken in Industrieländern gefunden. Nur sind sie in den Industrieländern meistens die Folge einer komplexen Behandlung und seltener mit dem Tod des Patienten enden.

In den Entwicklungsländern überwiegen dagegen einfache und krasse Behandlungsfehler, wie die Vignetten in der Publikation zeigen. Da wurde eine 20-jährige Schwangere mit einer malariabedingten Anämie in der Klinik aufgenommen. Es wurde zwar Blut zur Hb-Bestimmung abgenommen, doch die Laborwerte wurden nicht übermittelt. Am Ende erhielt die Patientin unter Notfallbedingungen eine Bluttransfusion, ohne dass vorher die Blutgruppe bestimmt wurde. Sie starb an einer Transfusionsreaktion.

In einem anderen Fall wurde bei einem Neugeborenen per Computertomographie eine Schädelfraktur diagnostiziert, aber nichts weiter unternommen. Oder die Ärzte reagierten nicht, als es nach einer laparoskopischen Cholezystektomie zu einer Peritonitis gekommen war. Etwa ein Drittel aller Komplikationen waren auf einfache Therapiefehler in relativ unkomplizierten klinischen Situationen zurückzuführen, schreibt Wilson.

Oftmals fehle es nicht am Equipment oder an den finanziellen Ressourcen. Das Personal sei jedoch nicht ausgebildet, es zu einzusetzen, oder nicht in der Lage ein Problem konsequent anzugehen. Die Folgen für die Patienten sind oft katastrophal: 83 Prozent aller Komplikationen waren nach Einschätzung von Wilson vermeidbar, etwa 30 Prozent führten zum Tod. Mit Geldspenden allein, sei das Problem nicht zu lösen, meint Wilson.

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