Prostatakarzinom: Soja-Supplemente in Studie ohne protektive Wirkung
Chicago – Männer in Ostasien sollen seltener am Prostatakarzinom erkranken, weil ihre Nahrung reich an Soja-Proteinen ist. US-Patienten mit einem Prostatakarzinom, die nach einer Operation befürchten müssen, dass ihr Krebs früher oder später zurückkehrt, hatten in einer randomisierten klinischen Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2013; 310: 170-178) jedoch keinen Nutzen von der täglichen Einnahme eines Soja-Supplements.
Die Studie ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Ergebnisse von Tierexperimenten und prospektiven Beobachtungsstudien nicht immer in eine sinnvolle Therapie ummünzen lassen, schreiben Maarten Bosland von der Universität von Illinois in Chicago und Mitarbeiter.
In Tierexperimenten hemmen die in Soja enthaltenen Isoflavone die Entwicklung des Prostatakarzinoms und in Beobachtungsstudien erkrankten Männer mit dem höchsten Anteil an Sojaprodukten in der Nahrung am seltensten am Prostatakrebs. Dies muss aber nicht bedeuten, dass Soja nach der Diagnose eines Prostatakrebs die Entwicklung noch umkehren kann.
An einer der ersten randomisierten klinischen Studien zu dieser Frage hatten zwischen Juli 2007 und Mai 2010 an 7 US-Zentren 177 Männer teilgenommen, bei denen nach der operativen Entfernung eines lokalisierten Prostatakarzinoms im Stadium T1c oder T2 mit einem Rezidiv gerechnet werden musste. Bei 27,2 Prozent der Teilnehmer kam es so auch innerhalb von zwei Jahren zu einem erneuten Anstieg des PSA-Wertes, obwohl sie sich täglich aus einem Supplement ein sojahaltiges Getränk gemixt hatten.
In der Kontrollgruppe, in der die Patienten ein Supplement mit Milcheiweiß erhalten hatte, war die Rate mit 29,5 Prozent nicht signifikant höher. Auch die leichten Vorteile in der Dauer bis zum Rezidiv (31,5 versus 44 Wochen) überzeugte das Team um Bosland nicht, sodass man deshalb die Studie vorzeitig abbrach. Die Ergebnisse bedeuten nicht, dass eine sojareiche Kost keine protektive Wirkung haben kann. Es gibt laut Bosland jedoch keine medizinische Evidenz für den Einsatz beim diagnostizierten Prostatakrebs.
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