Prostatakrebs: Hormontherapie erhöht Herzinfarktrisiko
Boston – Der medikamentöse Testosteronentzug („chemische Kastration“), der im fortgeschrittenen Stadium des Prostatakarzinoms das Leben der Patienten verlängert, kann bei kardial vorgeschädigten Patienten zu einem vorzeitigen Tod führen, wie aus einer Studie in BJU International (2014; doi: 10.1111/bju.12905) hervorgeht.
Die Androgen-Deprivation Therapie (ADT) wird heute in der Regel mit GnRH-Agonisten durchgeführt. Frühere Untersuchungen hatten die Behandlung bereits mit Typ 2-Diabetes, koronarer Herzkrankheit, Myokardinfarkt und plötzlichem Herztod in Verbindung gebracht. Das Team um Paul Nguyen vom Dana Farber Cancer Institute in Boston hat deshalb die Daten von 5.077 Patienten mit Prostatakrebs analysiert, die zwischen 1997 und 2006 behandelt wurden. 30 Prozent der Patienten hatten eine ADT erhalten.
Nach einem medianen Follow-up von 4,8 Jahren konnte Nguyen in der Gesamtgruppe keine Assoziation zwischen ADT und Herz-Todesfällen nachweisen. Bei den Patienten mit bestehender Herzinsuffizienz oder einem Zustand nach Herzinfarkt, war das kardiale Sterberisiko jedoch um den Faktor 3,3 erhöht: In dieser Gruppe waren 7,01 Prozent der Männer, die eine ADT erhielten, innerhalb der ersten fünf Jahre an einem Herztod gestorben, gegenüber 2,01 Prozent der Männer ohne ADT.
Das Risiko müsse natürlich gegenüber den Vorteilen der Therapie abgewogen werden, die das Leben von Patienten mit Prostatakarzinom verlängert, erklärt Nguyen. Normalerweise überwiege der Nutzen der ADT, doch bei Patienten mit signifikanten Herzproblemen, die auch ohne ADT noch eine längere Überlebenszeit haben, sollte zunächst auf eine Hormontherapie verzichtet werden, meint der Experte. Auch der Einsatz der ADT zur Tumorverkleinerung vor einer Strahlentherapie sollte bei kardialen Risikopatienten genau überlegt werden.
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