Medizin

Protein von Spinnengift könnte Gehirnschäden nach Schlaganfall mindern

  • Freitag, 24. März 2017
Uploaded: 22.03.2017 19:15:18 by lode
Trichternetzspinne /pa, blickwinkel

Sydney – Ein Protein in einem tödlichen Spinnengift könnte einer Studie zufolge Hirn­schä­den nach einem Schlaganfall verringern. Wissenschaftler in Australien extrahierten für ihre Versuche ein Protein aus dem Gift der Trichternetzspinne, einer besonders gif­ti­gen Spinnenart. „Wir glauben, dass wir zum ersten Mal einen Weg gefunden haben, die Folgen von Hirnschäden nach einem Schlaganfall zu minimieren“, sagte Glenn King, Leiter der Studie, die in in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (2017; doi: 10.1073/pnas.1614728114) veröffentlicht wurde.

Die Wissenschaftler der Universität von Queensland und der Monash-Universität in Mel­bourne benutzten für ihre Untersuchung Spinnen, die auf Fraser Island an der Küste des Bundesstaates Queensland eingefangen wurden. Sie versetzten ihren Fängen im Labor einen Elektroschock, sodass sich die Muskeln der Tiere anspannten und das Gift he­raus­gepresst werden konnte. Eine synthetische Version des Proteins wurde Ratten ein­gespritzt.

„Das kleine Protein, das wir entdeckt haben, Hi1a, blockiert säure-abtastende Ionen­ka­nä­le im Gehirn, die maßgeblich für Hirnschäden nach einem Schlaganfall verant­wortlich sind“, sagte King. Das kleine Protein sei sehr vielversprechend für zukünftige Schlag­an­fallbehandlungen.

Besonders interessant sei an Hi1a, dass das Protein bis zu acht Stunden nach einem Hirn­schlag ein „außergewöhnliches Schutzniveau“ biete. Dies sei „ein bemerkenswert lan­ges Zeitfenster für eine Behandlung“, sagte King. „Hi1a bietet sogar einen gewissen Schutz für die zentrale Gehirnregion, die am stärksten von Sauerstoffmangel beein­träch­tigt wird und die generell wegen des schnellen Absterbens der Zellen bei Schlag­anfällen als unheilbar gilt“, fügte der Forscher hinzu.

Der Direktor des Hirn-Zentrums am Royal Melbourne Hospital, Stephen Davis, nannte die vorklinischen Studien ermutigend. Eine „sichere und effektive Neuroprotektion“ könne bei den meisten Schlaganfallpatienten voraussichtlich schon im Krankenwagen vor der Ankunft im Krankenhaus angewendet werden und biete vielen weiteren Patien­ten die Möglichkeit einer Behandlung, sagte Davis.

Der nächste Schritt sei nun zu klären, ob sich diese „ermutigenden Ergebnisse“ in klini­schen Tests als nützlich für Menschen erweisen. Studienleiter King hofft darauf, dass innerhalb der kommenden zwei Jahre Tests an Menschen gemacht werden können.

Jedes Jahr sterben weltweit sechs Millionen Menschen an einem Hirnschlag, und fünf Millionen Überlebende leiden unter bleibenden Schäden.

afp

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