Medizin

Psychoimmunologie: Gute Laune verbessert Effektivität der Grippeimpfung

  • Mittwoch, 27. September 2017
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Nottingham – Senioren sollten sich für die Grippeimpfung einen Tag aussuchen, an dem sie innerlich ausgeglichen sind. Ein positiver Gemütszustand war in einer prospektiven Beobachtungsstudie in Brain, Behavior, and Immunity (2017; doi: 10.1016/j.bbi.2017.09.008) mit einer besseren Immunantwort verbunden.

Die Schutzwirkung der saisonalen Grippeimpfung lässt im Alter nach. Nur zwischen 17 und 53 Prozent der über 65-Jährigen erzielen ausreichende Antikörpertiter, um bei einer Ansteckung die Grippeviren zu neutralisieren. Neben der unvermeidlichen Alterung des Abwehrkräfte, der „Immunseneszenz“, könnten noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören Ernährung, körperliche Bewegung, Schlaf und auch die Psyche der Senioren. Diese Faktoren werden auch als Immunmodulatoren bezeichnet. 

Ein Team um Kavita Vedhara von der Universität Nottingham hat den Einfluss der Immunmodulatoren in einer Studie an 138 Senioren untersucht, die sich zur jährlichen Grippeimpfung vorgestellt hatten. Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von sechs Wochen – zwei Wochen vor und vier Wochen nach der Impfung – dreimal die Woche nach ihrer Ernährung, ihrem Schlaf und nach ihrer psychischen Befindlichkeit befragt. Außerdem trugen sie Pedometer zur Bestimmung der körperlichen Aktivität.

Die Angaben wurden dann mit den Antikörpertitern verglichen, die vier und 16 Wochen nach der Impfung bestimmt wurden. Die Studie fand in der Saison 2014/15 statt. In jenem Jahr war die Komponente H1N1 (der Schweinegrippe) neu in den jährlichen Impfstoff aufgenommen wurden. Viele Senioren hatten vor der Impfung nur einen geringen Antikörpertiter. Er stieg nach der Impfung nicht so stark an, wie man hätte hoffen können (aber aufgrund der Immunseneszenz nicht unbedingt erwarten durfte).

Die Unterschiede waren jedoch groß genug, um den Einfluss der Immunmodulatoren zu untersuchen. Für Ernährung, Schlaf und körperliche Bewegung konnte Vedhara keinen Einfluss feststellen. Die Psyche wirkte sich jedoch auf den Antikörpertiter aus: Patienten, denen die Psychotests eine positive Stimmungslage („positive mood“) bescheinigten, hatten vier und 16 Wochen nach der Impfung mehr schützende Anti­körper im Blut als Patienten mit einer negativen Stimmung.

Entscheidend war die Stimmung am Tag der Impfung. Sie erklärte laut Vedhara zwischen 8 und 14 Prozent der Unterschiede in der Impfwirkung. Die Stimmung in den Wochen nach der Impfung hatte dagegen keinen großen Einfluss auf die späteren Antikörpertiter.

Es handelt sich nicht um die erste Studie, in der die Psyche der Patienten einen Einfluss auf die Impfwirkung hatte. Vedhara zitiert frühere Untersuchungen, nach denen Patienten, die vor der Impfung einen lustigen Film gesehen hatten, im Vorteil waren. Auch Yoga-Übungen könnten möglicherweise die Impfstoffwirkung verbessern.

Es handelte sich jedoch jeweils um kleinere Untersuchungen, die den Einfluss auf Zytokine oder andere Blutparameter untersucht hatten. Dass die Psyche über eine bessere Impfstoffwirkung tatsächlich vor einer Grippe schützt, ist klinisch noch nicht untersucht worden. Die Untersuchung von Vedhara kann auch nicht ausschließen, dass andere Faktoren, die mit der vermehrten Ausgeglichenheit von Senioren assoziiert waren, der eigentliche Grund für den besseren Impfschutz war.

rme

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