Psychose: Cannabis beschleunigt Krankheitsbeginn

Sydney – Der Cannabis-Konsum von Jugendlichen wird mit der Entstehung von Psychosen in Verbindung gebracht. Nach den Berechnungen von Meta-Analytikern in den Archives of General Psychiatry (2011; doi: 10.1001/archgenpsychiatry.2011.5) setzen die Erkrankungen bei Cannabis-Konsumenten signifikant früher ein.
Viele jugendliche Psychose-Patienten sind cannabisabhängig. Doch dies muss nicht bedeuten, dass die Rauschdroge die Ursache der Psychose ist. Vorstellbar ist auch eine reverse Kausalität, nach der die Psychose die Patienten empfänglicher macht für eine Droge mit psychoaktiver Wirkung. Die meisten Experten neigen indes zu der Ansicht, dass Cannabis bei vulnerablen Personen der letzte Auslöser für eine Psychose sein kann oder aber deren Symptome verstärkt.
Diese Meinung teilt auch Matthew Large vom Prince of Wales Hospital in Sydney. Der Psychiater hat die Ergebnisse von 83 Studien mit fast 20.000 Patienten ausgewertet, die an einer Schizophrenie oder einer anderen Psychose erkrankt waren.
Der Vergleich von 8.167 Cannabis-Konsumenten und 14.352 Nicht-Konsumenten ergab, dass die Psychose bei den Konsumenten im Durchschnitt um 2,70 Jahre früher aufgetreten war. Bei anderen Drogen wurde ein Unterschied von 2 Jahren gefunden, ein Alkoholkonsum hatte dagegen keinen Einfluss.
Die Ergebnisse stützen die Hypothese, nach der Cannabis die Anfälligkeit auf eine Psychose erhöht. Der Verzicht auf die Droge würde das Manifestationsalter für Psychosen erhöhen, spekuliert Large. Da die Prognose bei einem späteren Manifestationsalter günstiger ist, würde die Prohibition sich günstig auf die Therapie auswirken, hofft der Experte.
Die Auswirkungen wären in Australien beträchtlich, da Cannabis dort sehr verbreitet ist. In einer Umfrage gab jüngst ein Drittel der Bevölkerung an hin und wieder Cannabis zu konsumieren, und die Prävalenz in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen soll 18 Prozent betragen.
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