Ärzteschaft

Psychotherapeuten­kammer fordert zusätzliche Behandlungsplätze

  • Dienstag, 2. Januar 2018
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Berlin – Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Dietrich Munz, hat die Krankenkassen aufgefordert, mehr Behandlungsplätze für psychische Erkran­kungen zu schaffen. „Psychisch Kranke müssen insbesondere auf dem Land noch wochen- und monatelang auf eine Psychotherapie warten. Dadurch verschlimmern sich psychische Erkrankungen und werden chronisch“, sagte Munz.

Die Kammer fordert rund 4.000 zusätzliche psychotherapeutische Praxen in ländlichen Regionen. Hierfür müssten die Krankenkassen rund 320 Millionen Euro jährlich zusätz­lich in die Gesundheit ihrer Versicherten investieren. „Könnten psychisch kranke Arbeit­nehmer früher als bisher mit einer Psychotherapie beginnen, könnten lange Krank­schrei­bungen und damit die Ausgaben von Krankengeld verringert werden“, so Munz.

Überdurchschnittlich lange Krankschreibungen

Psychische Erkrankungen führen weiterhin häufig zu überdurchschnittlich langen Krankschreibungen von Arbeitnehmern, wie eine aktuelle Übersicht der Psychothera­peutenkammer über die Dauer und Gründe von Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2016 ergab. Demnach nahmen die Fehltage, die Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben waren, leicht zu: von 14,1 Prozent im Jahr 2015 auf 14,7 Prozent im Jahr 2016.

Psychische Erkrankung sind der zweithäufigste Grund für betriebliche Fehlzeiten nach Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Die Zahl der psychisch bedingten Krankschreibungen hat im Vergleich zum Jahr zuvor sogar noch stärker zugenommen – von 5,1 auf 6,2 Prozent. Die Dauer psychisch bedingter Krankschreibungen blieb über­durchschnittlich hoch und lag im Schnitt bei 34 Arbeitstagen.

Damit sind psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen für Langzeitarbeits­unfähigkeit und Krankengeldzahlungen, die die Krankenkassen nach der betrieblichen Lohnfortzahlung übernehmen müssen. Die Kassen bezahlen rund ein Viertel des Krankengeldes aufgrund psychischer Erkrankungen. Das waren 2016 rund 2,9 Milliar­den Euro. Damit sind die jährlichen Krankengeldausgaben wegen psychischer Erkrankungen höher als die Ausgaben für ambulante Psychotherapie. Diese betrugen circa zwei Milliarden Euro.

Seit April 2017 erhalten psychisch kranke Menschen einen schnelleren Zugang zu einem Psychotherapeuten. Nach einer neuen Richtlinie können die monatelangen Wartezeiten für ein erstes Gespräch wesentlich verkürzt werden. Allerdings werde dadurch der Bedarf an Therapieplätzen eher noch zunehmen, so die Kammer.

dpa

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