Radiologen kritisieren Datenschutzwirrwarr
Wiesbaden – „Unkoordinierte föderale Datenschutzbestimmungen“ sind nach Ansicht der Konferenz der Lehrstuhlinhaber für Radiologie Deutschlands das größtes Hindernis für eine erfolgreiche Digitalisierung und Netzwerkbildung im deutschen Gesundheitssystem.
Die Lehrstuhlinhaber verweisen auf die großen Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz (KI) in der Radiologie bietet. Zum Beispiel könne eine Röntgenmammografie nicht nur genutzt werden, um festzustellen, ob Brustkrebs vorliege, sondern KI könne auch bestimmen, wie hoch das Risiko sei, in den nächsten drei Jahren Brustkrebs zu entwickeln.
Dafür seien aber große Datenmengen nötig, wie sie durch eine Zusammenarbeit der nationalen radiologischen Netzwerke entstehen könnten. Eine „restriktive und hochvariable Auslegung der Datenschutzbestimmungen“ erschwere dies aber in Deutschland. „Das ist das Haupthindernis für die Zukunftssicherheit der bildgestützten deutschen Medizin“, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Joachim Lotz.
Wenn klinische Wissenschaftler in Netzwerken zusammenarbeiten wollten, müssten sie das Projekt in jedem einzelnen Bundesland und dann noch einmal in jeder einzelnen teilnehmenden Institution prüfen lassen – oft mit unterschiedlichem Ausgang. Das behindere Gesundheitsforschung im Vergleich zum europäischen und außereuropäischen Ausland erheblich, kritisierte er.
„Wir müssen in naher Zukunft einen abgestimmten Weg finden, eine verbindliche Datenschutzvereinbarung für digitale, datengetriebene Forschung aufzusetzen. Das gilt nicht nur, aber ganz besonders für die medizinische Bildgebung“, so die Forderung der Lehrstuhlinhaber.
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