Rauchen: Mehr Lungenkrebstodesfälle unter ostdeutschen Frauen

Rostock – In den neuen Bundesländern werden in den nächsten Jahrzehnten deutlich mehr Frauen im mittleren Lebensalter an Lungenkrebs sterben, während die Zahl in Westdeutschland abnimmt. Dies geht aus einer Studie in Demography (2017; doi: 10.1007/s13524-017-0577-z) hervor. Als Grund wird der seit der Wiedervereinigung deutlich angestiegene Anteil der Raucher unter den Frauen genannt.
Männer und Frauen hatten in der DDR eine niedrigere Lebenserwartung als im Westen. Im Jahr 1989 betrug der Unterschied bei den Frauen noch 2,6 Jahre. Seither haben sich die Verhältnisse angeglichen. Bis zum Jahr 2011 war die Differenz auf 0,1 Jahre zusammengeschmolzen, berichtet ein Team um Alyson van Raalte vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Bei Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren sei die Sterblichkeit derzeit sogar niedriger als im Westen. Van Raalte führt dies auf den im Westen höheren Anteil von Raucherinnen in den Geburtsjahrgängen der 1940er und 1950er Jahre zurück.
Gegen Ende der DDR war der Anteil der Raucher unter den Frauen deutlich geringer als in der Bundesrepublik. Dies hat sich seit der Wende grundlegend geändert. Allein in den Jahren 1992 bis 1998 sei die Zahl der Raucherinnen im Alter von 25 bis 69 Jahren um 42 Prozent gestiegen, berichtet van Raalte. Die Konsequenzen werden sich in den nächsten Jahren zeigen. Es dauere 15 bis 25 Jahre, bis eine Steigerung beim Rauchen in den Sterblichkeitsdaten sichtbar werden, schreiben die Forscher.
Am stärksten könnten sich die Veränderungen für die 50 bis 54-jährigen Frauen auswirken. Derzeit kommen in dieser Altersgruppe im Westen auf 100.000 Frauen pro Jahr 32 Todesfälle am Lungenkrebs. Im Osten sind es nur 26 Lungenkrebstodesfälle. Im Westen, wo die Zahl der Raucherinnen seit längerem abnimmt, könnte die Lungenkrebssterblichkeit ihr Maximum erreicht haben, vermutet van Raalte.
In zehn Jahren könnten die Sterberaten am Lungenkrebs auf 28 Tote pro 100.000 Frauen abgefallen sein. Für den Osten prognostizieren die Forscher einen Anstieg auf 29 Tote pro 100.000 Frauen. In zwanzig Jahren könnte sich die Situation komplett umgekehrt haben. Dann würden in der Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren im Osten pro Jahr 31 von 100.000 Frauen an Lungenkrebs sterben. Im Westen wären es nur noch 21 von 100.000 Frauen, wenn die Berechnungen der Rostocker Forscher zutreffen.
Grundlage der Projektionen sind die Daten des „Sozio-oekonomischen Panels“. Es handelt sich um eine repräsentative Wiederholungsbefragung, die bereits seit 30 Jahren läuft. Derzeit werden etwa 30.000 Personen in fast 11.000 Haushalten befragt.
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