Raucher könnten von Screening auf Lungenkrebs profitieren

Köln – Der Nutzen eines Lungenkrebsscreenings mittels einer Niedrigdosis-Computertomografie (Low-Dose-CT) ist für starke Raucher und ehemalige Raucher höher als der Schaden eines solchen Screenings. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem neuen Vorbericht.
Lungenkrebs ist in Deutschland die häufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern, bei Frauen ist es die zweithäufigste nach Brustkrebs. Bei etwa neun von zehn erkrankten Männern und bei mindestens sechs von zehn erkrankten Frauen wird der Lungenkrebs auf aktives Rauchen zurückgeführt.
Fünf Jahre nach der Erstdiagnose leben nur noch etwa 15 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen. Derzeit existiert in Deutschland kein systematisches Screening auf Lungenkrebs. Die Low-Dose-CT gehört nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dabei wird durch die Veränderung verschiedener CT-Parameter wie Röhrenspannung und -strom die Strahlendosis reduziert – bei ausreichender Bildqualität für die Befundung.
Die IQWiG-Wissenschaftler berücksichtigten für ihren Vorbericht acht Studien mit zusammen mehr als 90.000 Personen. Danach kann das Low-Dose-CT-Screening bei „Personen mit erhöhtem Lungenkrebsrisiko aufgrund von derzeitigem oder ehemaligem starken Tabakkonsum“ das Risiko für einen Lungenkrebstod verringern – und zwar um sechs von 1.000 Personen.
Auf Basis der Studienergebnisse lässt sich jedoch nicht nachweisen, dass die am Screening teilnehmenden Personen auch insgesamt länger leben. Der Grund dafür ist, dass die vor dem Lungenkrebstod bewahrten Menschen stattdessen an weiteren tabakassoziierten Erkrankungen sterben können, zum Beispiel an kardiovaskulären Erkrankungen.
Das IQWiG-Projektteam schätzt es insgesamt dennoch als wahrscheinlich ein, dass sich der Effekt des Low-Dose-CT-Screenings auf die lungenkrebsspezifische Sterblichkeit auch im Gesamtüberleben niederschlägt.
Dem Nutzen des Screenings steht ein Schaden gegenüber, der vornehmlich aus falschen Befunden und Überdiagnosen resultiert. So kommt es den Studien zufolge wegen falsch-positiver Befunde bei 1 bis 15 von 1.000 Personen zu invasiven Abklärungseingriffen, die ohne das Screening nicht durchgeführt worden wären.
Diese Prozeduren können Komplikationen wie etwa das Auftreten eines Pneumothorax verursachen. Geschätzte 0 bis 22 von 1.000 zum Lungenkrebsscreening eingeladene Personen erhalten zudem eine Diagnose für einen Lungenkrebs, der im Verlauf ihrer restlichen Lebenszeit keine Beschwerde verursacht hätte.
Dennoch überwiegen nach Auffassung der IQWiG-Wissenschaftler die Vorteile: Sie sehen in der Gesamtabwägung einen Anhaltspunkt für einen Nutzen des Low-Dose-CT-Screenings gegenüber keinem Screening. Interessierte können bis zum 4. August Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.
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