Rauchstopp: WHO-Programm international offenbar erfolgreich

Waterloo – Der Anteil der Raucher an der Weltbevölkerung ist in den ersten zehn Jahren seit Inkrafttreten des Tabakrahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation (FCTC) um 2,55 Prozentpunkte gesunken. Nach einer Studie in Lancet Public Health (2017; doi: 10.1016/S2468-2667(17)30045-2) hätte der Rückgang größer sein können, wenn alle Unterzeichnerländer die fünf zentralen Maßnahmen des FCTC umgesetzt hätten.
Das FCTC ist wenig bekannt, es ist jedoch eines der erfolgreichsten Initiativen der WHO. Innerhalb kurzer Zeit haben 168 Vertragsparteien sich völkerrechtlich bindend verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um „die heutige und zukünftige Generationen vor den verheerenden gesundheitlichen, sozialen und die Umwelt betreffenden Folgen des Tabakkonsums und des Passivrauchens zu schützen“. Die fünf wichtigsten Maßnahmen sind eine hohe Tabaksteuer (75 Prozent des Verkaufspreises), rauchfreie öffentliche Räume, Warnhinweise (mindestes 50 Prozent der Packungsgröße), umfassende Werbeverbote und die Unterstützung von öffentlichen Rauchstopp-Programmen (kostenlose Telefonberatung).
Geoffrey Fong von der Universität Waterloo in Kanada hat die Auswirkungen in den ersten zehn Jahren seit Inkrafttreten des Vertrags im Jahr 2005 untersucht. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass in den Ländern, die eine oder mehrere Maßnahmen eingeführt haben, der Anteil der Raucher stärker gesunken ist, als in Ländern, in denen keine Maßnahmen ergriffen wurden. Der Rückgang betrug mit jeder einzelnen Maßnahme relativ 7,09 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,63-12,55) beziehungsweise absolut 1,57 Prozentpunkte (0,63-2,51).
Nordeuropäische und südamerikanische Ländern am erfolgreichsten
Nicht alle Unterzeichnerstaaten haben die Maßnahmen umgesetzt und nicht überall ist der Anteil der Raucher gesunken. Am erfolgreichsten waren die Länder in Nordeuropa und in Südamerika, wo die Raucherprävalenz um 7,1 Prozent beziehungsweise um 6,8 Prozent gesunken ist. In Afrika, wo die wenigsten Länder Maßnahmen ergriffen haben, ist die Prävalenz dagegen gestiegen: in Westafrika um 3,4 Prozent, in Mittelafrika um 12,6 Prozent und in Nordafrika um 4,6 Prozent.
Die am häufigsten umgesetzte Maßnahme waren rauchfreie öffentliche Plätze (35 von 126 Ländern führten die Maßnahme durch). Am seltensten wurden Werbeverbote erlassen (16 Länder). Kostenlose Beratungen zum Rauchstopp wurden von 20 Ländern erlassen, 32 Länder haben Gesundheitswarnungen auf Zigarettenverpackungen eingeführt. In 28 von 126 Ländern wurden die Tabaksteuern erhöht.
Dass noch nicht alle Länder die Maßnahmen umgesetzt haben, erklärt, warum die Raucherprävalenz weltweit nur von 24,73 Prozent im Jahr 2005 auf 22,18 Prozent im Jahr 2015 zurückgegangen ist, entsprechend einem absoluten Rückgang um 2,55 Prozentpunkte. Da die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum um mehr als 12 Prozent gewachsen ist, dürfte die absolute Gesamtzahl der Raucher sogar gestiegen sein.
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