Rauschtrinken unter Jugendlichen bleibt problematisch

Berlin – Alkohol bis zum Umfallen: Beim „Rauschtrinken“ unter Jugendlichen zeichnet sich keine Trendwende ab. Fast jeder fünfte Zwölf- bis 17-Jährige betrinkt sich mindestens einmal im Monat, wie eine am Montag vorgestellte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt. Das waren etwa so viele wie im Jahr 2010. Die positive Nachricht: Immer mehr Jugendliche lassen die Finger ganz vom Alkohol.
Die zugrunde liegenden Daten stammen aus dem Jahr 2012. Für die Untersuchung wurden 5.000 junge Leute befragt. Demnach betrinken sich 17,4 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren mindestens einmal im Monat. Das sind kaum weniger als 2010, als der Anteil bei 18,2 Prozent lag. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren stieg der Anteil der Rauschtrinker sogar binnen zwei Jahren von rund 42 auf 44 Prozent.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) warnte vor Gesundheitsgefahren. Rauschtrinken stelle „gerade für Jugendliche“ ein erhebliches Risiko dar und könne zu einer lebensgefährlichen Alkoholvergiftung führen. Auch 2013 mussten wieder mehr als 26.000 Kinder und Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. „Es ist an der Zeit, dass ein gesellschaftliches Umdenken zu einem verantwortungsvollen Alkoholkonsum stattfindet“, forderte Mortler.
Zwar geht der regelmäßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit den 1970er Jahren kontinuierlich zurück. Allerdings trinkt laut Umfrage noch immer gut jeder Dritte (32 Prozent) der über 16-Jährigen mindestens einmal pro Woche Alkohol. Von den 16- und 17- Jährigen trinken sogar fast genauso viele regelmäßig Alkohol wie bei den jungen Erwachsenen.
Nahezu unverändert ist seit 2010 auch der Anteil junger Menschen, die Alkoholmengen trinken, die selbst für Erwachsene riskant sind.
Immer mehr Jugendliche trinken gar keinen Alkohol mehr
Einen Lichtblick gibt es allerdings: Immer mehr Teenager lassen die Finger ganz vom Alkohol. 30 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen gaben 2012 an, noch nie in ihrem Leben getrunken zu haben, wie BZgA-Direktorin Elisabeth Pott betonte. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil lediglich bei 13 Prozent. Pott sprach von einer „positiven Entwicklung“ ähnlich wie bei den jugendlichen Rauchern, deren Anteil ebenfalls deutlich gesunken ist.
Die BZgA organisiert seit 2009 eine Präventionskampagne gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen, die von dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) unterstützt wird. Ein Schwerpunkt der Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“ ist die Arbeit in Schulen. Es gehe darum, „ohne erhobenen Zeigefinger“ deutlich zu machen, dass Alkoholmissbrauch sehr schädlich sei, sagte Mortler.
Auch Pott verwies auf die gesundheitlichen Gefahren. Alkohol in jungen Jahren könne Schäden im Gehirn und an anderen Organen verursachen, warnte sie. Gerade das Gehirn der Jugendlichen ist in der Reifungsphase besonders empfindlich. Eine Studie des Mannheimer Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) hatte unlängst gezeigt, dass Alkoholkonsum in der Pubertät das Risiko für eine spätere Abhängigkeit erhöht.
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