Ausland

Rechtsstreit zur jahrelangen Nutzung von Zellen beigelegt

  • Mittwoch, 2. August 2023
Die Familie von Henrietta Lacks legt einen Rechtsstreit gegen das Biotechnologieunternehmen Thermo Fisher Scientific bei. /picture alliance, ZUMAPRESS.com, Amy Davis
Die Familie von Henrietta Lacks legt einen Rechtsstreit gegen das Biotechnologieunternehmen Thermo Fisher Scientific bei. /picture alliance, ZUMAPRESS.com, Amy Davis

Washington – Nachfahren der vor mehr als 70 Jahren gestorbenen US-Farmarbeiterin Henrietta Lacks, deren Krebszellen bis heute in der medizinischen Forschung genutzt werden, haben einen Rechtsstreit mit der Bio­techfirma Thermo Fisher Scientific beigelegt.

Wie die Anwälte der Familie Lacks gestern mitteilten, sind beide Seiten zufrieden, „dass sie einen Weg gefun­den haben, diese Angelegenheit außergerichtlich zu klären“. Thermo Fisher Scientific bestätigte die Einigung in einer gleichlautenden Erklärung. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Die am 1. August 1920 geborene Afroamerikanerin Lacks wurde unfreiwillig zu einer Heldin der Medizinge­schichte: Die fünffache Mutter starb 1951 mit nur 31 Jahren im Johns Hopkins Hospital in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland an den Folgen einer besonders aggressiven Art von Gebärmutterhalskrebs.

Vor ihrem Tod hatten ihr die Ärzte ohne ihr Wissen Krebszellen entnommen – eine Einwilligung der Patientin war damals nach US-Recht nicht notwendig. Die Zellen waren für die Forscher von enormem Wert, weil es erstmals gelang, aus ihnen immer neue Zelllinien zu züchten. Andere Zellproben waren stets nach einer ge­wissen Zeit abgestorben.

Im Laufe der Jahre wurden die nach den ersten Buchstaben von Henrietta Lacks Vor- und Nachnamen be­nannten HeLa-Zellen für die Entwicklung zahlreicher Arzneimittel und Impfstoffe, unter anderem gegen Kinderlähmung, genutzt.

Zehntausende wissenschaftliche Publikationen und mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forschungsergeb­nisse beruhen auf den HeLa-Zellen.

Lacks Identität wurde erst im Jahr 1971 enthüllt. Durch eine TV-Dokumentation von 1997 und das Buch „The Immortal Life of Henrietta Lacks“ von 2010 wurde ihr Schicksal einem größeren Publikum bekannt. Vor knapp zwei Jahren verklagten Lacks Nachfahren Thermo Fisher Scientific.

„Sie haben sie wie eine Laborratte behandelt“, sagte ihre Enkelin Kimberly Lacks 2021 und bezeichnete den Zellendiebstahl als Rassismus. Gestern wäre Henrietta Lacks 103 Jahre alt geworden.

afp

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