Medizin

Regelmäßige körperliche Aktivität mit geringerem COVID-19-Risiko assoziiert

  • Dienstag, 23. August 2022
/blicsejo, stockadobecom
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Valencia – Könnte regelmäßige körperliche Aktivität vor schweren COVID-19-Verläufen oder gar der Infektion selbst schützen? Eine gepoolte Analyse von 16 Studien liefert darauf zumindest Hinweise: Den besten Schutz hätten 150 Minuten moderater oder 75 Minuten intensiver körperlicher Aktivität pro Woche geboten, berich­ten Forscher im British Journal of Sports Medicine (2022; DOI: 10.1136/bjsports-2022-105733).

Auch frühere Studien haben bereits gezeigt, dass körperliche Aktivität zu einem gewissen Grad vor Atem­wegs­infektionen schützen und das Risiko für schwere Erkrankungen reduzieren kann. Als ein Grund hierfür wird der stärkende Effekt auf das Immunsystem angenommen.

„Dem Zusammenhang zwischen regelmäßiger körperlicher Aktivität und der Schwere der COVID-19-Erkran­kung könnten sowohl metabolische als auch umweltbedingte Faktoren zugrunde liegen“, schreiben Erstau­torin Yasmin Ezzatvar von der Abteilung für Krankenpflege an der Universität Valencia, Spanien, und ihre Kollegen.

Ihr Ziel war es herauszufinden, wie viel körperliche Aktivität genau notwendig ist, um die Risiken für eine Infektion mit COVID-19 sowie damit einhergehende Hospitalisierungen und Todesfälle zu senken.

16 Studien aus 10 Ländern wurden analysiert

Sie poolten die Ergebnisse von 16 relevanten Studien, die zwischen November 2019 und März 2022 veröff­entlicht wurden. Ihre Analyse umfasst damit insgesamt 1.853.610 erwachsene Studienteilnehmer, die im Schnitt 53 Jahre alt waren.

Die Autoren berichten, dass es sich vorwiegend um Beobachtungsstudien gehandelt habe, die in Südkorea, England, dem Iran, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Brasilien, Palästina, Südafrika und Schweden durchgeführt worden seien.

Reduktion von Infektionen, Hospitalisierungen, Todesfällen

Die Analyse zeigte, dass Studienteilnehmer, die regelmäßig körperlich aktiv waren, ein um 11 % niedrigeres Risiko hatten, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Sie hatten außerdem ein um 36 % niedrigeres Risiko für eine COVID-19-bedingte Hospitalisierung, ein um 44 % niedrigeres Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung und ein um 43 % niedrigeres Risiko, an COVID-19 zu sterben, als körperlich inaktive Studienteilnehmer.

Der maximale protektive Effekt sei bei etwa 500 MET-Minuten pro Woche zu beobachten gewesen, schreiben Ezzatvar und ihre Koautoren. Darüber hinausgehende körperliche Aktivität hatte hinsichtlich des Infektions­schutzes keinen zusätzlichen Vorteil.

150 Minuten pro Woche hatten den besten Schutzeffekt

Das metabolische Äquivalent (engl.: metabolic equivalent of task, MET) wird verwendet, um den Energiever­brauch eines Menschen bei verschiedenen Aktivitäten zu vergleichen. Es gibt den Energieverbrauch in Kalo­rien pro Minute körperlicher Aktivität an. Moderate körperliche Aktivität hat etwa ein MET von 3-6. 500 MET-Minuten entsprechen etwa 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität oder 75 Minuten intensiver körper­licher Aktivität.

Die Autorengruppe um Ezzatvar weist darauf hin, dass ihre Analyse Beobachtungsstudien, verschiedene Stu­diendesigns und subjektive Angaben zum Aktivitätsniveau umfasst habe. Außerdem seien die Studien vor­wiegend zu Zeiten der Beta- und Delta-Varianten von SARS-CoV-2 durchgeführt worden. Diese Limitationen müssten bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Es gibt plausible biologische Erklärungen

Dennoch, ergänzen sie, es gebe plausible biologische Erklärungen für ihre Befunde. Regelmäßige moderate bis intensive körperliche Aktivität könne die antiinflammatorische Antwort des Körpers boostern, ebenso wie die kardiorespiratorische und muskuläre Fitness. All dies könnte die günstigen Effekte auf die Schwere von COVID-19-Erkrankungen erklären, schreiben sie.

Ihr Fazit: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Schutzeffekt von ausreichend körperlicher Aktivität strategisch für Public-Health-Maßnahmen genutzt werden könnte. Angesichts der Heterogenität der analy­sierten Studien und des Risikos eines Publikationsbias sind allerdings weitere Studien mit standardisierter Methodik und Endpunkten erforderlich.“

nec

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