Regenerative Medizin gefährdet Pharmaindustrie

München – Der Markt für regenerative Medizin wird im kommenden Jahrzehnt rapide wachsen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird der weltweite Umsatz in diesem Bereich bis 2025 von derzeit von 20 Milliarden auf 130 Milliarden Euro steigen. Nach Einschätzung der Auguren werden die innovativen Therapien zudem die Gesundheitsbranche stark verändern.
Regenerative Medizin verspricht neue therapeutische Möglichkeiten für Krankheiten wie Krebs, genetische Anomalien oder Autoimmunerkrankungen. So erlaubt es etwa die Stammzelltherapie, geschädigtes Körpergewebe zu erneuern, bis hin zum Ersatz gesamter Organe. Damit verschiebt sich der Fokus: von der Behandlung hin zur Heilung bestimmter Krankheiten. „Etabliert sich die regenerative Medizin in den kommenden Jahren, wird sie deshalb vor allem den Arzneimittelmarkt verändern", betonte Roland Berger-Partner Thilo Kaltenbach.
Pharmaindustrie engagiert sich bislang wenig
Er sieht damit die Pharmaindustrie vor einer großen Herausforderung. Denn derzeit engagieren sich internationale Pharmakonzerne erst wenig im Feld der regenerativen Medizin: Mehr als 80 Prozent der Stammzell- und Gentherapien, die derzeit klinisch getestet werden, sind in der Hand von Biotech-Firmen. „Pharmaunternehmen riskieren damit nicht nur, Erträge an die neuen Therapien zu verlieren, sondern auch, auf dem neuen Geschäftsfeld gar nicht dabei zu sein", warnte Kaltenbach.
Maßgeschneiderte Theapien
Deshalb müsse sich die Pharmaindustrie zügig neu aufstellen: „Das heutige Big Pharma-Geschäftsmodell mit seinen großindustriell ausgelegten Produktions- und Wertschöpfungsketten passt nicht zu den neuen Therapien", sagte Kaltenbach. Denn regenerative Behandlungsmethoden werden für den einzelnen Patienten maßgeschneidert und vor Ort in der Klinik angewendet. Damit bleibe ein großer Teil der Wertschöpfung bei behandelnden Ärzten, zuliefernden Labors und anderen Beteiligten.
„Diese Entwicklung zwingt die Pharmaindustrie, ihre gesamte Organisation unter die Lupe nehmen“, so die Studie. Unternehmen sollten deshalb verstärkt auf auf Partnerschaften mit Biotech-Firmen und klinischen Forschungsgruppen sowie Innovation setzen. hil und den Entwicklungsprozess vieler Lösungen bis zur Marktreife beschleunigen.
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