Medizin

Reisemedizin: Bilharziose in Südkorsika

  • Freitag, 16. Mai 2014

Berlin – Die Bilharziose, eine in Europa bisher nicht endemische Parasitose, ist möglicherweise nach Korsika eingeschleppt worden. Eine Häufung von Bilharziose-Erkrankungsfällen veranlasst das Robert Koch-Institut zu einem Aufruf: Alle Personen, die in den Monaten Juli bis September der Jahre 2011 bis 2013 eine Reise nach Südkorsika unternommen und dort im Fluss Cavu/Cavo gebadet haben, sollen sich ärztlich unter­suchen lassen, auch wenn sie sich gesund fühlen.

Erreger der Bilharziose sind Pärchenegel (Schistosoma). Zwischenwirt und Überträger sind Süßwasserschnecken, die in Binnengewässern warmer Regionen leben und die Larven ausscheiden, Diese Zerkarien können unbemerkt in die Haut des Menschen eindringen. Über die Venen gelangen sie in die Leber, wo sie zu geschlechtsreifen Pärchenegel heranreifen. Die häufigste Variante wandert dann in die Venen der Harnblase. Nach der Paarung produziert das Weibchen täglich Eier, die über den Harn ausgeschieden werden.

In der Frühphase der Erkrankung (erste drei Monate) kann es in seltenen Fällen zum Katayamasyndrom kommen mit Urtikaria, Hepatomegalie, Splenomegalie, Ödeme, Diarrhö, pulmonale Symptome, eventuell treten auch ZNS-Symptome oder eine Anorexie mit Gewichtsverlust auf. Nach dem Befall der Harnblase kommt es dann zur klassischen Bilharziose mit Hämaturie und Veränderungen der Blasenwand.

In Frankreich und Deutschland sind in den letzten Monaten mehrere Fälle dieser Harnwegs-Bilharziose aufgetreten. Sie wurde auch bei asymptomatischen Personen diagnostiziert. Die Recherchen ergaben als gemeinsame Exposition Frischwasser-Kontakt (Baden) am Unterlauf des Flusses Cavu/Cavo nahe der Stadt Porto Vecchio in Südkorsika in den Jahren 2011 bis 2013.

Da die Erkrankung auch bei einem über Jahre asymptomatischen Verlauf zu schweren Langzeit-Komplikationen wie Hydronephrose, Infertilität oder Blasenkrebs führen kann, rät das Robert Koch-Institut allen Urlaubern, die sich in den Monaten Juli bis September der Jahre 2011 bis 2013 in den Region aufgehalten haben und Frischwasserkontakt zum Fluss Cavu/Cavo hatten, sich ärztlich untersuchen zu lassen. Ärzte können sich an eine Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit orientieren.

rme

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