Reizblase: Extreme Blutdruckanstiege unter Mirabegron
Bonn – Das Beta-Sympathomimetikum Mirabegron, das zur Behandlung der hyperaktiven Blase (Reizblase) eingesetzt wird, kann den Blutdruck deutlich steigern. Es darf deshalb nicht mehr bei Patienten mit schwerer, nicht ausreichend eingestellter Hypertonie eingesetzt werden. Darauf macht der Hersteller jetzt in einem Rote-Hand-Brief aufmerksam.
Mirabegron ist ein Agonist an Beta-3-Adrenozeptoren. Der Wirkstoff relaxiert die glatten Muskelzellen in der Blasenwand. Patienten mit Reizblase gelingt es mit dem Medikament besser, ihren imperativem Harndrang zu überwinden und die Miktionsfrequenz zu senken. Nach günstigen Ergebnissen mehrerer Doppelblindstudien wurde das Mittel 2012 in den USA und ein Jahr später in Europa zugelassen.
Trotz der hohen Selektivität bleibt Mirabegron ein Sympathomimetikum und eine Restwirkung auf die Rezeptoren in Herz- und Gefäßen dürfte erklären, warum es unter der Therapie zu einem Anstieg des Blutdrucks kommen kann. Eine Hypertonie wird bereits jetzt in den Fachinformationen als mögliche Behandlungsfolge erwähnt. Das Ausmaß des Risikos wurde jedoch offenbar unterschätzt. Nach der Einführung kam es zu „schwerwiegenden Fällen von Hypertonie und erhöhtem Blutdruck“, wie der Hersteller jetzt in einem Rote-Hand-Brief schreibt.
Darüber hinaus gab es einige Fälle von „hypertensiven Krisen sowie zerebrovaskulären und kardialen Ereignissen in Verbindung mit Hypertonie“, heißt es weiter, ohne dass Zahlen zur Häufigkeit genannt werden (wie dies in Drug Safety Communications der FDA üblich ist). Laut dem Schreiben des Herstellers ist nicht auszuschließen, dass „andere begleitende Faktoren“ an den Blutdruckkrisen beteiligt waren.
Dennoch wird eine klare Kontraindikation verfügt: Patienten mit schwerer, nicht ausreichend eingestellter Hypertonie, definiert als systolischer Blutdruck über 180 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck über 110 mmHg, dürfen das Mittel nicht einnehmen. Der Blutdruck ist vor Beginn der Behandlung zu messen und regelmäßig während der Behandlung zu kontrollieren, insbesondere bei Patienten mit Hypertonie.
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