Medizin

Rheumatoide Arthritis: Therapie mit Biologika wird häufig abgebrochen

  • Freitag, 21. Juni 2013

Madrid – Die Hälfte der Rheumapatienten in den USA brechen ihre Biologika-Therapie während der ersten zwei Jahre ab oder wechseln auf ein anderes Präparat. Am häufigsten nennen die Betroffenen unzureichende Wirksamkeit als Grund. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Vibeke Strand von der Stanford University School of Medicine in Portola Valley, Kalifornien, aus ihrer aktuellen Studie, die sie auf dem Annual Congress of the European League Against Rheumatism (EULAR) im Juni 2013 vorgestellt hat (EULAR Annual European Congress of Rheumatology; 12-15 June 2013; Madrid, Spain. Abstract no. OP0064). Dabei unterscheiden sich die Abbruchraten und -gründe nicht wesentlich zwischen einer Therapie mit Tumornekrosefaktor-alpha-Blockern (TNF-Blocker) und sonstigen Biologika.

Biologika sind gentechnologisch hergestellte Präparate, die gezielt in das Immunsystem eingreifen. Für die rheumatoide Arthritis als chronisch-inflammatorische Erkrankung haben Biologika die Therapiemöglichkeiten deutlich erweitert.

Strand untersuchte anhand der Datenbank des US Consortium of Rheumatology Researchers of North America (CORRONA) 6.209 Patienten mit rheumatoider Arthritis, die zwischen 2002 und 2011 eine  Therapie mit Biologika begannen. Von diesen erhiel­ten 5.010 TNF-Blocker – diese Patienten hatten eine kürzere Krankheitsdauer und geringere Krankheitsaktivität – und 1.199 andere Biologika. Die Forscher definierten Behandlungsabbruch als Beenden der initialen Therapie oder Wechsel auf eine andere Biologikatherapie. Ein Follow-Up von mindestens sechs Monaten war gefordert.

Die Therapieadhärenz lag bei TNF-Blockern nach einem Jahr bei 68,2 Prozent und nach zwei Jahren noch bei 52,2 Prozent. Bei den sonstigen Biologika betrug sie nach einem Jahr 63,4 Prozent und nach zwei Jahren 46 Prozent. Der Median bis zum Abbruch oder Wechsel lag in der Gruppe der TNF-Blocker bei 26,5 Monaten und bei den sonstigen Biologika bei 20,5 Monaten.

Biologika-naive Patienten (n=2.693) hatten eine etwas längere Therapieadhärenz, der Unterschied war aber nicht signifikant. Die Gründe für den Therapieabbruch oder -wechsel waren: mangelnde oder nachlassende Wirksamkeit (35,8 Prozent), Neben­wirkungen (20,1 Prozent), Präferenzen von Arzt oder Patient (27,8 beziehungsweise 17,9 Prozent) und Zugangs- oder Erwartungseffekte (9 Prozent).

„Die rheumatoide Arthritis ist eine fortschreitende Erkrankung, die unbehandelt ausge­prägt und dauerhaft die Gelenkfunktion, die Beweglichkeit der Patienten und die Lebensqualität einschränkt. Studien haben gezeigt, dass Patienten in den ersten beiden Jahren den größten Profit von der Therapie der rheumatoiden Arthritis haben – aber unsere Daten zeigen signifikante Abbruchsraten während dieses Zeitraums“, so Strand. Da es keine Heilung für die Erkrankung gebe, seien ein früher Therapiebeginn und eine verbesserte Therapieadhärenz notwendig.

Auf deutsche Verhältnisse lassen sich die US-amerikanischen Daten nicht ohne weiteres übertragen. Die Autoren weisen darauf hin, dass in den USA Biologika signifikant häu­figer eingesetzt werden als anderswo, so dass die Ergebnisse in Ländern mit seltenerem Einsatz abweichen könnten. Laut der S1-Leitlinie in Anlehnung an die EULAR-Kriterien erfolgt in Deutschland der Einsatz von Biologika, wenn nach sechs Monaten konse­quenter Therapie mit konventionellen Basistherapeutika (den sogenannten disease-modifying anti-rheumatic drugs oder DMARDs) weiterhin eine aktive Erkrankung besteht, bei ungünstiger Prognose auch bereits nach drei Monaten.

Eine häufige Überprüfung des Therapieerfolges und gegebenenfalls eine Anpassung oder Änderung der Therapie bei unzureichender Wirksamkeit wird in den Leitlinien ausdrücklich empfohlen.

hil

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