Rheumavax: Immuntherapie gegen Rheuma zeigt Wirkung in Pilotstudie
Brisbane – Eine neuartige Immuntherapie, bei der den Patienten einmalig genetisch modifizierte dendritische Zellen unter die Haut injiziert werden, hat in einer Pilotstudie in Science Translational Medicine (2015; 7: 290ra87) die Entzündungsaktivität vermindert und die Zahl der geschwollenen Gelenke verringert.
Die rheumatoide Arthritis gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen T-Zellen körpereigene Strukturen angreifen. Die genauen Angriffsziele der T-Zellen sind nicht bekannt. Die Mehrheit der Patienten hat jedoch sogenannte CCP-Antikörper im Blut, die gegen das cyklische citrullinierte Peptid (CCP) gerichtet sind.
Forscher der Universität von Queensland in Australien entschieden sich deshalb, CCP zum Ansatzpunkt ihrer Immuntherapie zu machen. Ziel der Behandlung ist es, dem Immunsystem CCP so zu präsentieren, dass es als normaler Bestandteil des Körpers akzeptiert und nicht weiter angegriffen wird. Als Vehikel wählten die Forscher dendritische Zellen, die in der Haut und in der Schleimhaut ein Vorposten des Immunsystems sind.
Vorläufer dieser Zellen lassen sich aus dem Blut der Patienten gewinnen. Diese Zellen wurden dann im Labor mit CCP konfrontiert und danach den Patienten wieder intradermal injiziert. Sofern die Therapie funktioniert, sollten sich die dendritischen Zellen über die Lymphbahnen in den nächsten Lymphknoten begeben und dort die Bildung regulatorischer T-Zellen anregen. Die regulatorischen T-Zellen sind eine Kontrollinstanz des Immunsystems, das die Effektor-T-Zellen von Angriffen auf bestimmte Zellen abhält.
Vom November 2009 bis März 2011 wurden am Princess Alexandra Hospital in Brisbane 18 Patienten mit Anti-CCP-positiver rheumatoider Arthritis mit zwei unterschiedlichen Dosierungen von Rheumavax, so die Bezeichnung des individuellen „Rheuma-Impfstoffs“, behandelt. Weitere 16 Patienten bildeten die Kontrollgruppe.
Ziel der Phase 1-Studie war eine Prüfung der Verträglichkeit von Rheumavax. Nach den jetzt von Ranjeny Thomas vorgestellten Daten gab es keinerlei Sicherheitsprobleme. Bei sechs Patienten sei es zu einem vorübergehenden Abfall von Leukozyten und Lymphozyten gekommen, berichten sie. Bei jeweils zwei Patienten sei es zu einer leichten Anämie oder zu einem Anstieg der Leberenzyme gekommen.
Einen Monat nach der Behandlung registrierten die Ärzte bei ihren Patienten einen Abfall der Effektor-T-Zellen und einen Anstieg der regulatorischen T-Zellen, was auf eine günstige Reaktion des Immunsystems hinweist. Die Konzentration des C-reaktiven Proteins und einiger proinflammatorischer Zytokine ging zurück. Die Ärzte beobachteten auch erste Hinweise auf eine günstige klinische Wirkung. Bei Patienten mit geschwollenen Gelenken kam es zu einem Rückgang der Krankheitsaktivität. Die Zahl der geschwollenen Gelenke ging zurück.
Auch wenn die klinische Aussagekraft einer Pilotstudie begrenzt ist, sind die Forscher zuversichtlich. Sie haben bereits eine Start Up-Firma, Dendright, gegründet, die zusammen mit Janssen Biotech die weitere klinische Entwicklung vorantreiben will. Sollte sich das Konzept als sicher und erfolgreich erweisen, könnten auf ähnliche Weise auch Immuntherapien gegen andere Autoimmunerkrankungen wie Typ 1-Diabetes entwickelt werden, schreiben die Forscher.
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