Ärzteschaft

Risiko für Fehlgeburten und Erkrankungen der Nachkommen steigt mit höherem Lebensalter der Väter

  • Dienstag, 13. September 2022
/Irina Schmidt, stockadobecom
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Gießen – Das Alter der Väter hat einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit der Nachkommen und auf das Risiko von Fehlgeburten. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Andrologie (DGA) auf ihrem Jahres­kongress in Gießen hingewiesen.

„Nachdem man im Rahmen der Reproduktionsmedizin in den letzten Jahrzehnten vor allem dem Alter der Frau eine entscheidende Rolle zugeschrieben hat, gibt es in jüngster Zeit immer mehr Untersuchungen, die auch das Alter der Väter im Zusammenhang mit potentiellen Risiken für die Nachkommen in den Blickpunkt nehmen“, sagte DGA-Pressesprecher Christian Leiber-Caspers auf dem Kongress.

Er verwies dazu unter anderem auf eine neue Studie aus Korea. Sie ist in der Zeitschrift Medicine erschienen (DOI: 10.1097/MD.0000000000029846). Ziel der Arbeitsgruppe war, den Zusammenhang zwischen dem Alter der Eltern und dem Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht beziehungsweise für eine Makrosomie – also ein zu hohes Geburtsgewicht – zu untersuchen.

Es handelte sich um eine retrospektive Kohortenstudie, bei der eine nationale Datenbank mit 2.245.785 ter­mingeborenen Einzelgeburten mit vollständigen Angaben zum Alter der Eltern verwendet wurde.

In der Analyse zeigte ein hohes mütterliches Alter (ab 35 Jahre) eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein nie­dri­ges Geburtsgewicht und Makrosomie. Ebenso zeigte ein hohes Alter des Vaters (ab 35 Jahre) eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein niedriges Geburtsgewicht und Makrosomie.

Auch bei der assistierten Reproduktion wie der In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder der Intrazytoplasmatische Sper­mieninjektion (ICSI) führt das höhere Alter des Vaters laut Leiber-Caspers zu etwas schlechteren Ergeb­nissen als bei jüngeren Vätern in einer ähnlichen Situation. Zudem hätten die Kinder älterer Väter ein statis­tisch erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie den Autismus, die Schizophrenie und bipolare Störun­gen.

Die exakten Pathomechanismen seien aber in den meisten Fällen noch nicht sicher geklärt. Gleiches gelte für genetische Störungen wie die Trisomie 21, bestimmte Stoffwechselstörungen, angeborene Herzkrankheiten bei Kindern und möglicherweise auch für Gaumenspalten, so der Experte.

Er wies aber auf ein grundsätzliches Problem einiger wissenschaftlicher Untersuchungen hin: Ältere Männer hätten statistisch auch häufig ältere Frauen. Hier sei dann die Frage nach der Hauptursache für eingetretene Schädigung des Kindes oft schwierig zu klären.

„Zusammenfassend sollte heute im Rahmen einer Kinderwunsch-Beratung und -Behandlung auf jeden Fall auch das Alter des Vaters und dessen mögliche nachteilige Folgen angesprochen werden“, rät Leiber-Caspers.

hil

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