RKI: Über die Hälfte der Bevölkerung hätte bei COVID-19 ein erhöhtes Risiko

Berlin – Jeder 2. Deutsche über 15 Jahre hätte im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf von COVID-19. Dies geht aus einer Studie im Journal of Health Monitoring (2021: DOI: 10.25646/7858) hervor. Unter den Gefährdeten sind überdurchschnittlich viele Männer und Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau sowie Alleinstehende. Auch ein gewisses West-Ost-Gefälle ließ sich nachweisen.
Als Risikogruppe stuft das Team um Alexander Rommel vom Robert-Koch-Institut (RKI) pauschal alle Personen im Alter ab 65 Jahre ein, sowie solche, die bestimmte Risikofaktoren wie Adipositas und Bluthochdruck haben, oder mit Vorerkrankungen wie koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus, Asthma, Bronchitis, Leberzirrhose und chronischen Nierenproblemen.
Von diesen Personen gibt es in Deutschland viele, nämlich 36,5 Millionen Menschen. Von denen zählen 21,6 Millionen zur Hochrisikogruppe, weil sie durch Diabetes mellitus, chronische Nierenkrankheiten oder einem Body-Mass-Index von 40 oder mehr besonders stark gefährdet sind. Auch alle Menschen über 65 Jahre zählen zur Hochrisikogruppe.
Da die meisten der genannten Risikofaktoren und Vorerkrankungen im Alter auftreten, sind jüngere Menschen seltener gefährdet. Es gibt jedoch auch unter den unter 60-Jährigen nicht wenige, die ein erhöhtes Risiko auf schwere COVID-19-Verläufe haben. Das RKI-Team beziffert die Zahl auf 15,5 Millionen, von denn 3,0 Millionen sogar ein hohes Gefährdungspotenzial haben.
Gesundheit ist in Deutschland zum großen Teil eine Frage der Bildung. Unter den Menschen mit geringer Bildung gehören 49,2 % zur Hochrisikogruppe, bei mittlerer Bildung sind es nur 21,9 % und bei hoher Bildung 23,9 %.
Der Familienstand hat ebenfalls einen Einfluss: Unter der Hochrisikogruppe sind nur 7,3 % aus Familien mit Kindern, bei den Personen ohne erhöhtem Risiko liegt der Anteil bei 29,1 %. Demgegenüber sind 53,5 % der Hochrisikogruppe alleinstehend. In der Gruppe ohne hohes Risiko sind es nur 30,3 %.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass in den ostdeutschen Bundesländern die Prävalenz von Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und COPD höher ist als im Westen, wobei hier der Lebensstil nach Süden hin gesünder wird. Dies wirkt sich auch auf die Coronarisiken aus.
In Ostdeutschland (mit der Ausnahme von Berlin) gehören mehr Menschen zur Risiko- oder zur Hochrisikogruppe. Einziger „Hotspot“ im Westen ist das Saarland. Dort haben 750.000 Einwohner über 15 ein erhöhtes COVID-19-Risiko. Läge das Saarland bei den Risikofaktoren im Durchschnitt, müssten sich nur 440.000 Saarländer Sorgen machen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: