Vermischtes

Rollstuhlfahrer benötigen Physio­therapie-Programme für die Schulter

  • Mittwoch, 12. April 2017
/contrastwerkstatt, stock.adobe.com
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Heidelberg – Rund zwei Drittel der Querschnittgelähmten in Deutschland ziehen sich im Laufe ihres Lebens Sehnenrisse in der Schultermuskulatur zu. Das ist viermal häufiger als bei Menschen, die nicht auf den Rollstuhl angewiesen sind. Das berichtete kürzlich der Heidel­berger Orthopäde Michael Akbar.

„Die Studien zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, dass Querschnittgelähmte nicht allein unter chronischen Schmerzen leiden. Tatsächlich sind Verletzungen der Schul­ter­muskulatur ein unter­schätztes Problem, das die Selbstständigkeit, Mobilität und Lebens­qualität massiv beeinträchtigen kann und dem bisher noch viel zu wenig entgegenge­setzt wird“, erklärte der Leiter des Wirbelsäulenzentrums an der Orthopädischen Universitäts­klinik Heidelberg.

Das Antreiben des Rollstuhls, Stemmen des eigenen Körpergewichts sowie häufiges He­ben des Armes über Schulterhöhe und über Kopf beanspruchen die Schultergelenke. Die Häufigkeit von Schulterverletzungen ermittelte Akbar unter anderem in einer Ver­gleichsstudie mit 100 paraplegischen Patienten (Durchschnittsalter 52 Jahre, durch­schnittliche Lähmungsdauer 34 Jahre) und 100 nicht gelähmten Probanden im selben Alterspektrum. Die Schultergelenke wurden jeweils klinisch und mittels Kernspintomo­grafie untersucht.

Bei 63 Prozent der Querschnittgelähmten fand sich auf mindestens einer Seite ein Seh­nen­riss der schulterumgreifenden Muskulatur, in der Kontrollgruppe bei 15 Prozent. Gleich­zeitig waren die querschnittgelähmten Patienten mit Sehnenriss deutlich jünger als Betroffene aus der Kontrollgruppe.

Als Konsequenz seiner Ergebnisse regt er die Entwicklung spezieller Trainingspro­gram­me für Rollstuhlfahrer an, um gezielt die Schultermuskulatur zu stärken und das Schul­ter­gelenk vor Überlastung zu schützen. Die Trainingsprogramme werden laut Akbar aktuell von der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP) aus­gearbeitet.

hil

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