Ausland

63 Kinder gestorben: Indische Klinik entlässt Pädiatriechef

  • Montag, 14. August 2017
/dpa
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Gorakhpur – Nach dem Tod von 63 Kindern innerhalb von fünf Tagen in einem indischen Krankenhaus ist der Chefarzt der Pädiatrie des Universitätsklinikums in Neu Delhi entlassen worden. Er sei zum Sündenbock gemacht worden, kritisierte eine Ärzte­vereinigung des renommierten AIIMS-Krankenhauses heute. Mit der Entlassung des Chefsarztes wolle die Regierung des Bundesstaates Uttar Pradesh ihre grobe Fahrlässigkeit und Inkompetenz vertuschen.

Am Freitag war zunächst der Tod von 30 Kindern seit Donnerstagmorgen bekannt geworden – die meisten von ihnen Frühchen auf der Neugeborenenstation. Später stellte sich heraus, dass die Zahl der toten Kinder seit Montag vergangener Woche mit 63 Todesfällen noch höher war. Die Ursache bleibt unklar.

Sauerstofflieferung eingestellt

Indischen Medien zufolge starben auf der Kinderstation der Klinik allein am Donners­tag und Freitag etwa 30 Patienten wegen Sauerstoffmangels. Der Lieferant der Sauerstoffkartuschen habe seine Lieferungen wegen offener Rechnungen eingestellt, die bis in den November vergangenen Jahres zurückreichten. Die Behörden von Uttar Pradesh erklärten hingegen, die Todesfälle seien auf Hirnentzündungen und nicht auf Sauerstoffmangel zurückzuführen.

Dass die Behörden die vielen Todesfälle auf durch eine Infektion hervorgerufene Hirn­entzündungen zurückführten und nicht auf den Ausfall der Sauerstoffversorgung in der Klinik, könne er nicht verstehen, sagte Mohammad Zahid, der Vater einer verstorbenen fünfjährigen Tochter. „Wie können sie sagen, dass die Unterbrechung der (Sauer­stoff-)Versorgung bei diesen Todesfällen keine Rolle gespielt hat“, empörte er sich über die Behörden.

Beatmung per Hand

Als die künstliche Beatmung seiner Tochter noch normal funktio­niert habe, habe sie sich noch bewegen können. Nachdem sie aber nur noch mit Handpumpen beatmet worden sei, habe sich der Zustand der Fünfjährigen rapide verschlechtert. Die anstrengende Beatmung per Handpumpe mussten die Angehörigen selbst über­nehmen. Zahid fordert, dass die Todesursache seiner Tochter und der anderen Kinder wenigstens aufgeklärt wird. „Natürlich würde ich gern wissen, was meinem Kind passiert ist“, sagte der Vater.

Wegen der Todesfälle sieht sich der Regierungschef von Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Studenten bewarfen den Sitz des Gesundheits­ministeriums des Bundesstaates aus Wut mit Tomaten und Eiern. Auch wenn Adityanath die Todesfälle auf Hirnentzündungen zurückführte, versprach er gestern bei einem Besuch vor Ort strenge Strafmaßnahmen, wenn fahrlässiges Verhalten in der Angelegenheit festgestellt werde.

dpa/afp

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