Ärzte beziffern Zahl der Toten im Sudan auf 60

Khartum – Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Armee gegen die Protestbewegung im Sudan ist die Zahl der Toten auf 60 gestiegen. Hunderte weitere Verletzte des in der Hauptstadt Khartum würden noch behandelt, teilte das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte heute mit. Obwohl das Vorgehen der Sicherheitskräfte international scharf kritisiert wurde, konnte sich der UN-Sicherheitsrat nicht auf eine einheitliche Haltung zu der Krise einigen.
Die Armee hatte vorgestern in Khartum gewaltsam Blockaden von tausenden Demonstranten geräumt, die seit rund zwei Monaten eine zivile Regierung für das nordostafrikanische Land fordern. Das Ärztekomitee, das der Protestbewegung nahesteht, machte „Milizen“ des herrschenden Militärrats für das „Massaker“ verantwortlich. Demnach gingen Sicherheitskräfte zwei Tage lang massiv gegen Demonstranten vor.
Die Zahl der Opfer könnte womöglich noch weiter steigen. Unter den Verletzten gebe es immer noch viele, deren Zustand ernst sei, sagte ein Arzt vor Ort. Die meisten Krankenhäuser hätten mehr Opfer aufgenommen, als ihre Kapazitäten zuließen, Personal und Blutkonserven seien knapp. Zudem seien Operationen „schwierig“, da einige Eingriffe nur in bestimmten Kliniken vorgenommen werden könnten.
Die sudanesische Ärztegewerkschaft warf den Sicherheitskräften Angriffe auf Krankenhäuser und Mitarbeiter im ganzen Land vor. In der Hauptstadt seien mehrere Frauen vergewaltigt worden, erklärte die Gewerkschaft, ohne eine Quelle für ihre Angaben zu nennen.
Die Lage in Khartum blieb weiterhin überaus angespannt. Im Norden der Hauptstadt errichteten Hunderte Bewohner aus Steinen Straßenbarrikaden, wie ein Augenzeuge berichtete. Entfernt waren Schüsse zu hören. Einem Reporter der Nachrichtenagentur afp zufolge gab es am frühen Morgen auch in einem Stadtteil Schüsse, in dem verschiedene Botschaften angesiedelt sind.
Der Militärrat erklärte, er bedauere die Vorfälle und bezeichnete sie als schiefgelaufene „Aufräumarbeiten“. Darüber hinaus signalisierte der Vorsitzende, General Abdel Fattah al-Burhan, Verhandlungsbereitschaft. Der Militärrat sei „ohne Einschränkung“ offen für Gespräche, um eine Regierung zu bilden, die „die Erwartungen der sudanesischen Revolution in jeder Hinsicht widerspiegelt“.
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