Ärzte kritisieren Schwangerschaftsratgeber in Indien
Neu Delhi – Gesundheitsexperten haben Ratschläge aus einem indischen Schwangerschaftsbuch scharf kritisiert, wonach Schwangere auf Fleisch, Eier und sinnliche Begierde verzichten sollen. Ärzte sagten heute, die Empfehlungen seien lächerlich, insbesondere in Indien, wo jedes Jahr tausende Frauen während der Schwangerschaft sterben.
Hinter dem Ratgeber stand der Central Council for Research in Yoga and Naturopathy (Allgemeiner Forschungsrat für Yoga und Naturheilkunde), der auch von der hindu-nationalistischen indischen Regierung unterstützt wird. In der Veröffentlichung heißt es, dass „Frauen in der Schwangerschaft spirituelle Gedanken haben und auf ihren inneren Frieden achten sollen“.
Die Gynäkologin Sharmila Lal entgegnete, dass der Ratgeber unwissenschaftlich sei. „Mangelernährung und Blutarmut sind die größten Probleme in unserem Land“, sagte sie. Frauen, die daran gewöhnt seien, Fleisch zu essen, sollten das für die Protein- und Eisenaufnahme auch während der Schwangerschaft tun, erklärte die Ärztin.
Das indische Ayush-Ministerium, das für traditionelle indische Heilpraktiken wirbt, verteidigte die Empfehlungen. Der Ratgeber basiere auf klinischen Erfahrungen und gebe Tipps, die auf Konzepten von Yoga und Naturheilkunde beruhten.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben in Indien bei 100.000 Lebendgeburten 174 Frauen. Zum Vergleich: In den USA liegt dieses Verhältnis bei 100.000 zu 14.
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