Antibiotikaresistenzen weltweit auf dem Vormarsch

Genf – Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überwacht mittlerweile eine Rekordzahl von Ländern Antibiotikaresistenzen und erstattet darüber Bericht. Aus den von ihnen vorgelegten Daten geht jedoch hervor, dass die Resistenzen immer mehr zunehmen.
„Je mehr Beweise wir sammeln, desto klarer und besorgniserregender wird, wie schnell wir weltweit wichtige antimikrobielle Medikamente verlieren“, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus Anfang Juni in Genf. Die Daten zeigten, wie wichtig es sei, die vorhandenen antimikrobiellen Mittel zu schützen und neue zu entwickeln, um Infektionen wirksam zu behandeln.
Das „Global Antimicrobial Resistance and Use Surveillance System“ (GLASS) sammelt laut der WHO mittlerweile Daten von mehr als 64.000 Überwachungsstellen aus 66 Ländern der Welt. Im Jahr 2018 betrug die Zahl der Überwachungsstellen 729 in 22 Ländern.
Hohe Resistenzraten bei antimikrobiellen Mitteln, die häufig zur Behandlung von häufigen Infektionen wie Harnwegsinfektionen oder einigen Formen von Durchfall eingesetzt werden, deuten laut der WHO darauf hin, „dass der Welt die wirksamen Mittel zur Bekämpfung dieser Krankheiten ausgehen“. So schwanke beispielsweise die Resistenzrate gegen Ciprofloxacin in 33 Berichtsländern zwischen 8,4 und 92,9 Prozent.
Die WHO ist besorgt, dass dieser Trend durch den unangemessenen Einsatz von Antibiotika während der COVID-19-Pandemie weiter angeheizt wird.
Die stark gestiegene Verabreichung von Antibiotika werde zu zunehmenden Resistenzen von Bakterien gegen diese Mittel führen, sagte der WHO-Generaldirektor. Dadurch würden während der Pandemie und danach die Erkrankungen und Todesfälle durch bakterielle Infektionen zunehmen.
Nach Angaben der WHO braucht nur ein geringer Anteil der Patienten mit der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Erkrankung COVID-19 Antibiotika, um bakterielle Begleitinfektionen der Erkrankung zu behandeln.
In einem Ratgeber für Ärzte empfiehlt die UN-Unterorganisation, die Verabreichung von Antibiotika bei COVID-19-Patienten mit nur leichtem Krankheitsverlauf zu unterlassen, solange kein konkreter Verdacht auf eine bakterielle Infektion besteht.
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