Appell zur Vorbereitung auf mögliche Vogelgrippepandemie

Washington – Wegen des Ausbreitungspotenzials der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 rufen Fachleute dringend zum Handeln auf. Lücken in der Pandemievorbereitung müssten geschlossen werden, wird in einem gestern veröffentlichten Beitrag im Journal Science appelliert (2025; DOI: 10.1126/science.adw3278).
Jetzt die Vorbereitungen zu verstärken, könne Leben retten und die negativen Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft verringern, falls sich H5N1 oder ein anderer Ausbruch zu einer Pandemie entwickeln sollte, heißt es darin. Influenzaimpfstoffe schnell verfügbar zu machen, sei mit den bisher genutzten Technologien, wie etwa proteinbasierten Impfstoffen, und den anschließend nötigen Schritten nur eingeschränkt möglich. Die Abläufe müssten gestrafft werden.
Die Autorinnen und Autorenen um Jesse L. Goodman sprechen sich für eine verstärkte Zusammenarbeit zu neuen Technologien wie mRNA-basierten Impfstoffen, eine Angleichung regulatorischer Abläufe und Anforderungen sowie eine Modernisierung von Instrumenten zur Immunogenitätsbewertung und Chargenfreigabe aus.
Goodman ist Direktor des Center on Medical Product Access, Safety and Stewardship der Georgetown-Universität und gibt als Interessenkonflikt seine Rolle als Vorstandsmitglied und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Pharmaunternehmen GSK an. Weitere Mitautoren gehören beispielsweise einer Pharmaberatungsfirma und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) an, wieder andere sind Global-Health-Fachleute der Georgetown-Universität.
Allen voran dringt die Gruppe darauf, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass pandemische Influenzaimpfstoffe bei Bedarf in großer Zahl hergestellt werden können, aufbauend auf Beispielen wie der Operation Warp Speed der USA in der COVID-19-Pandemie. Dabei müssten Industrie, Regierungen, Regulierungsbehörden und wissenschaftliche Gemeinschaft einbezogen werden.
Aufgaben einer derartigen Initiative sollten aus Sicht der Verfasser idealerweise auch Entwicklung und Bereitstellung von beispielsweise Therapeutika, Diagnostika und persönlicher Schutzausrüstung sein.
Auch für einen gerechten Zugang zu Impfstoffen müsse mehr getan werden, heißt es im Beitrag. Beispielsweise brauche man eine Stelle, die die Finanzierung und den Vorabkauf von Impfstoffen für ärmere Länder sicherstellen kann. In der COVID-19-Pandemie war dies ein großes Problem gewesen.
Ergänzend sei ein umfassendes, durch die Verhaltenswissenschaft unterstütztes Aufklärungs- und Kommunikationsprogramm wichtig, damit man Bedenken in Hinblick auf Impfstoffe besser verstehen und darauf reagieren könne. Es gelte, Vertrauen in die öffentliche Gesundheit wiederherzustellen.
Das Team hält zudem eine eingehende Prüfung von Pandemieplänen für nötig und schlägt vor, dass es einen Austausch solcher Unterlagen zwischen Ländern geben sollte.
In Deutschland ist der neue Nationale Pandemieplan noch in Überarbeitung. Die bisherige Version (2016/17 aktualisiert) ging von Influenza aus, künftig soll der Fokus allgemeiner auf viralen Atemwegserregern mit Pandemiepotenzial liegen.
Um H5N1 als möglichen Auslöser einer zukünftigen Pandemie machen sich Fachleute schon länger Sorgen. Diese speisen sich neben der massiven Ausbreitung des Virus im Tierreich insbesondere aus dem Überspringen auf Milchkühe in den USA, was im Frühjahr 2024 bekannt wurde. Hunderte Herden sind betroffen gewesen, bis jetzt konnte der Ausbruch nicht unter Kontrolle gebracht werden.
In den Vereinigten Staaten ist es seitdem auch zunehmend zu sporadischen Infektionen bei Menschen gekommen. Diese verliefen zwar größtenteils mild, es waren aber auch schwere Verläufe und ein Todesfall darunter. Nicht in allen Fällen war ein Zusammenhang zu Ausbrüchen in Geflügel- und Rinderhaltungen gegeben, teils blieb somit ungeklärt, wie sich die Betroffenen angesteckt hatten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: