Ausland

Auch Ärzte nach Drogentod von Matthew Perry angeklagt

  • Freitag, 16. August 2024
/Pcess609, stock.adobe.com
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Los Angeles – Der plötzliche Tod von „Friends“-Star Matthew Perry mit 54 Jahren im vorigen Oktober löste in Hollywood und weltweit Bestürzung und Trauer aus. Jetzt werden fünf Personen, darunter auch Ärzte, zur Ver­antwortung gezogen.

Die Ermittlungen hätten „ein weit verzweigtes kriminelles Untergrundnetzwerk aufgedeckt, das für die Ver­teilung großer Mengen Ketamin an Herrn Perry und andere verantwortlich ist“, sagte Staatsanwalt Martin Estrada bei einer Pressekonferenz.

Seit Monaten ging es bei der Fahndung um die Frage, wie der Schauspieler an das Narkosemittel Ketamin gekommen war, das er zu seinem Todeszeitpunkt in ungewöhnlich hoher Menge im Blut hatte. Zu diesem Netzwerk habe ein Assistent Perrys gehört, verschiedene Mittelsleute, zwei Ärzte sowie eine wichtige Drogen­quelle, die als „Ketamin-Königin“ bekannt sei, so Estrada weiter.

„Die Angeklagten haben die Suchtprobleme von Herrn Perry ausgenutzt, um sich zu bereichern. Sie wussten, dass das, was sie taten, falsch war. Sie wussten, dass sie damit Herrn Perry in große Gefahr brachten – aber sie taten es trotzdem.“ Sie hätten russisches Roulette mit seinem Leben gespielt. Die Vorwürfe wiegen schwer und könnten den Angeklagten lange Gefängnisstrafen einbringen.

Ein profitgieriger Arzt habe Perry in den Monaten September und Oktober rund 25 Fläschchen Ketamin für 55.000 Dollar in Cash verkauft, führte Estrada aus. „Ich frage mich, wie viel dieser Idiot zahlen wird“, habe der Arzt in einer SMS an einen Mittelsmann geschrieben.

Eine als „Ketamin-Königin“ bekannte Drogenlieferantin habe Perry in den Wochen vor seinem Tod rund 50 Do­sen Ketamin verkauft. Als der Tod von Perry bekannt wurde, habe die 41-Jährige ihre Mittelsleute aufgefordert, alle SMS-Nachrichten über die Deals zu löschen.

Ein Assistent des Schauspielers hat bereits seine Schuld eingeräumt, Ketamin für Perry beschafft zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ohne medizinische Kenntnisse habe er die Droge gespritzt, darunter mehr­mals am 28. Oktober, dem Tag, als Perry tot aufgefunden wurde. Dem 59 Jahre alten Assistenten drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Perry war vergangenen Oktober mit einer großen Menge des Narkosemittels Ketamin im Körper tot im Whirl­pool in seinem Haus in Los Angeles gefunden worden. Zuvor hatte der Schauspieler wiederholt öffentlich über seinen Kampf gegen die Sucht unter anderem nach Alkohol und Drogen gesprochen und auch in seiner im vergangenen Jahr veröffentlichten Autobiografie „Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ darüber ge­schrieben.

Eine Untersuchung der zuständigen Gerichtsmedizinbehörde von Los Angeles hatte im Dezember ergeben, dass Perry an den Auswirkungen Ketamins gestorben war. Hinzu seien unter anderem Ertrinken, eine Herz­krankheit und die Auswirkungen eines Mittels zur Behandlung von Opioid-Abhängigkeiten gekommen, hieß es.

Berichten zufolge hatte Perry sich wegen Depressionen und Angstzuständen einer Ketamintherapie unterzo­gen. Die letzte Sitzung vor seinem Tod sei allerdings schon anderthalb Wochen her gewesen, weshalb das Ketamin in seinem Körper zum Zeitpunkt des Todes nach Angaben der Gerichtsmedizinbehörde nicht von dieser Infusionstherapie habe stammen können.

Ketamin ist ein seit Jahrzehnten bewährtes Narkosemittel. Manche Partygänger nutzen das Mittel auch als illegale Clubdroge. Darüber hinaus können Menschen mit therapieresistenten Depressionen unter bestimm­ten Voraussetzungen mit Ketamin behandelt werden.

Der Stoff wird entweder unter die Haut, intravenös oder als Nasenspray (dann als Esketamin) verabreicht. Als Vorteil gilt, dass die Wirkung schnell eintritt. Die Gabe hat etwa zur Folge, dass Patienten eine Zeit lang quasi von ihrer Umwelt abgekoppelt sind. Als mögliche Nebenwirkungen von Ketamin werden unter anderem steigender Blutdruck und eine höhere Herzfrequenz beschrieben.

dpa

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