Ausbruch unbekannter Krankheit im Kongo mit mehr als 50 Toten

Kinshasa – In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) sind an einer bislang unidentifizierten Krankheit mehr als 50 Menschen gestorben. Dabei geht es um zwei Ausbrüche in der Provinz Équateur im Nordwesten des Landes. Insgesamt zählten die Behörden bis 15. Februar 431 Fälle und 53 Tote, wie es in einem Bulletin des WHO-Büros für Afrika heißt.
Die meisten Fälle ereigneten sich im Dorf Bomate. Die vorwiegenden Symptome dort sind laut WHO Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgie, Körperschmerzen, Schwitzen, Rhinorrhoe, Nackensteifigkeit, Husten, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe.
Fast die Hälfte der Todesfälle trat demnach innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn auf. Ebola- und Marburg-Virus seien mit Tests als Ursache ausgeschlossen, hieß es. Als mögliche Auslöser würden noch Malaria, virales hämorrhagisches Fieber, Lebensmittel- und Wasservergiftungen sowie Typhus und Meningitis untersucht.
Bei einem weiteren, kleineren Ausbruch im Dorf Boloko waren zunächst drei Kinder unter fünf Jahren gestorben, die vermutlich einen Fledermauskadaver gegessen hatten, bevor sie erkrankten. Später erkrankten und starben noch mehr Menschen. Dem Epidemiologen Paul Hunter von der britischen Universität East Anglia zufolge ist aber noch unklar, welche Bedeutung der verzehrte Fledermauskadaver für den Ausbruch hat.
Erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit
„Die Situation in der Provinz Équateur stellt ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Zwei Cluster einer unbekannten Krankheit verursachen eine hohe Morbidität und Mortalität“, schreibt die WHO. Die Gesamtsterblichkeitsrate von 12,2 % und das rasche Fortschreiten der Krankheit geben Anlass zur Sorge, dass es sich um einen schwer infektiösen Erreger oder ein gefährliches Gift handelt.
Da es bislang keine eindeutige epidemiologische Verbindung zwischen den beiden Clustern gebe, könnte es sich auch um zwei voneinander getrennte Krankheitsausbrüche handeln, so die WHO.
„Die abgelegene geografische Lage und die begrenzte medizinische Infrastruktur erschweren Gegenmaßnahmen, da die überlasteten Gesundheitseinrichtungen mit der Behandlung der Fälle überfordert sind.“ Es werde dringend Unterstützung benötigt, um die Gesundheitsdienste zu stärken, diagnostische Tests zu beschleunigen, eine weitere Übertragung zu verhindern und die Früherkennung und Berichterstattung zu verbessern.
Ähnlich gelagerte Situation vor einigen Monaten
Ende vergangenen Jahres hatte es in DRK bereits einen ähnlichen Fall gegeben. In der Region Panzi in der südwestlichen Provinz Kwango waren seit Ende Oktober Hunderte Menschen erkrankt. Einen Monat später schlugen die örtlichen Behörden Alarm. Die Erkrankten litten an grippeähnlichen Symptomen, darunter Fieber, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Atembeschwerden.
Die WHO sprach von 48 Toten, die örtlichen Behörden gingen von mehr als 130 Toten aus. Ende Dezember gab es dann Entwarnung: Die wochenlang als „Krankheit X“ bezeichnete Krankheitswelle dürfte vollständig auf schon bekannte Erreger in Verbindung mit akuter Unterernährung zurückzuführen sein. In 430 Laborproben von kranken Menschen waren laut WHO Malaria, Grippe, Rhinoviren, Coronaviren und andere Viren gefunden worden.
Viele Fragezeichen
Unabhängige Fachleute äußern sich bislang noch zurückhaltend zu den aktuellen Ausbrüchen in der Provinz Équateur . Es gebe noch viele Unsicherheiten, sagte Michael Head, Global-Health-Experte an der britischen Universität Southampton. „Ausbrüche wie dieser werden auf der Welt immer wieder vorkommen. Normalerweise werden sie relativ schnell unter Kontrolle gebracht. Hier jedoch ist besorgniserregend, dass wir Hunderte von Fällen und über 50 Todesfälle haben“.
Head betonte, dass es bislang nur für eine relativ kleine Zahl von Fällen negative Ergebnisse bezüglich Ebola und andere ähnliche Viren gebe. „Tests sind nie zu einhundert Prozent genau, und es ist wahrscheinlich, dass wir bei verstärkten Tests in einigen dieser Proben einen Erreger nachweisen werden.“
Die fehlende Infrastruktur im Gesundheitswesens der DRK mache die Bekämpfung komplizierter. „Allerdings hatte das Land in jüngster Zeit bereits Mpox- und Ebola-Ausbrüche zu verzeichnen und ist daher erfahren im Umgang mit Epidemien von Infektionskrankheiten.“
Hunter von der britischen Universität East Anglia zufolge ist es durchaus möglich, dass „wir ein ähnliches Problem wie im letzten Herbst mit Malaria und Unterernährung haben. Aber wir müssen die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen abwarten, um die Ursache zu erfahren.“
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