Belgiens Gesundheitsbehörde inspiziert Astrazeneca-Werk

Brüssel – Vor dem Hintergrund des Streits um verzögerte Impfstofflieferungen hat die belgische Gesundheitsbehörde eine Produktionsstätte des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca inspiziert.
Wie die belgische Arzneimittelbehörde (AFMPS) gestern mitteilte, erfolgte der Besuch der Anlage in Seneffe auf Wunsch der EU-Kommission. „Wir prüfen jetzt Dokumente und Daten“, sagte AFMPS-Sprecherin Ann Eeckhout.
Das Werk im belgischen Seneffe steht im Mittelpunkt eines Streits zwischen der EU-Kommission und Astrazeneca wegen Verzögerungen bei der Lieferung von Coronaimpfstoff an die EU. Astrazeneca hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, der EU wegen Produktionsproblemen in dem Werk in nächster Zeit deutlich weniger Impfstoff liefern zu können als vorgesehen.
Ein Mitarbeiter des belgischen Gesundheitsministeriums sagte, die Untersuchung solle zeigen, ob die Verzögerung tatsächlich auf ein Produktionsproblem in dem belgischen Standort zurückzuführen sei. Ein Sprecher der EU-Kommission teilte mit, dass die Ergebnisse „mit Experten aus anderen Mitgliedstaaten analysiert werden“.
Brüssel stört besonders, dass Großbritannien und andere Nicht-EU-Länder offenbar weiterhin ungekürzte Mengen erhalten sollen. Astrazeneca-Chef Pascal Soriot begründete die Verzögerungen in einem Interview damit, dass die EU ihren Vertrag mit dem Unternehmen drei Monate später abgeschlossen habe als Großbritannien.
Der Astrazeneca-Impfstoff ist in der EU noch nicht zugelassen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA könnte heute dafür grünes Licht geben. In der Europäischen Union zugelassen sind bislang die Vakzine der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer sowie jenes des US-Konzerns Moderna.
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