Ausland

Besorgniserregender Ausbruch der Cholera im südlichen Afrika

  • Montag, 11. August 2025
/picture alliance, AP, Odelyn Joseph
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Nairobi/Kisangani/El Fascher – Cholerausbrüche werden in Afrika nicht nur aus immer mehr Ländern – derzeit 23 – gemeldet, sie werden auch tödlicher. Darauf hat kürzlich die afrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC in einem Briefing hingewiesen.

Die Sterblichkeitsrate der bislang 205.000 in diesem Jahr verzeichneten Fälle liege bei 2,1 Prozent, so Ngashi Ngongo, oberster CDC-Krisenbeauftragter für die Reaktion auf Krankheitsausbrüche. Im vergangenen Jahr seien es 1,9 Prozent gewesen. Doch das sind Durchschnittszahlen – wenn die Bedingungen vor Ort schlecht sind, kann die Sterblichkeit höher sein.

Meist trifft es die Schwächsten und die Ärmsten – Menschen, die unter beengten Verhältnissen und ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser in den Slums der Großstädte oder in vernachlässigten ländlichen Regionen leben, oft unterernährt und mit geschwächtem Immunsystem.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte, das mit Beginn der Regenzeit in West- und Zentralafrika mehr als 80.000 Kinder einem hohen Cholera-Risiko ausgesetzt seien. Denn wenn dann die typischen Sturzregen alles überschwemmen, gelangen Fäkalien aus Latrinen in Brunnen und Flüsse, aus denen viele Menschen ihr Wasser schöpfen.

Die CDC kritisierte, dass mangelnde Investitionen in sanitäre Infrastruktur zum Anstieg der Choleraausbrüche beitragen. So haben im Südsudan, einem der besonders betroffenen Länder, nur 16 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sanitären Anlagen. Im Sudan haben nur 35 Prozent der Einwohner Zugang zu sauberem Wasser.

CDC-Generaldirektor Jean Kaseya kritisierte bei einem Treffen mit afrikanischen Staatschefs die Unterversorgung mit Choleraimpfstoffen. Auf dem Kontinent würden jährlich 54 Millionen Impfdosen benötigt, doch nur die Hälfte sei zu bekommen: „Diese Lücke ist inakzeptabel.“

Dramatisch ist die Situation vor allem dort, wo Konflikte und eine schlechte Sicherheitslage die Arbeit von Helfern erschweren und gefährlich machen – etwa im Ostkongo, wo mehrere Millionen Menschen auf der Flucht vor den Angriffen verschiedener Milizen sind. Oder im Sudan, wo seit April 2023 ein blutiger Machtkampf tobt und mehr als zwölf Millionen Menschen vor den Kämpfen geflohen sind.

Alarmierende Zustände werden dort vor allem aus der Region Nord Darfur gemeldet, in der zudem nach UN-Angaben eine Hungersnot droht. Schon jetzt gebe es dort 4.300 Cholera-Fälle, so das UN-Flüchtlingshilfswerk.

Auch in Tawila, wohin rund 370.000 Menschen nach dem Angriff der Miliz RSF auf das Flüchtlingscamp Samsam geflohen sind, steige die Zahl der Fälle, schreibt die Welthungerhilfe. Mitarbeiter vor Ort berichten von katastrophalen hygienischen Bedingungen. Es fehle an Latrinen, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.

In Regionen wie Darfur, Süd-Kordofan und Blauer Nil, wo 80 Prozent der Krankenhäuser geschlossen und mehr als 60 Prozent der Wasseraufbereitungsanlagen außer Betrieb sind, sei eine effektive Reaktion auf die Krise kaum noch möglich, warnte die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger.

In der Demokratischen Republik Kongo gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits fast 1.000 Cholera-Tote. Der Tropenmediziner Maximilian Gertler von der Berliner Charité war vor wenigen Wochen für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Tshopo im Nordosten des riesigen Landes, wo die Cholera im März ausbrach.

Gertler berichtet von einer „unfassbar hohen“ Sterblichkeitsrate von 20 bis 30 Prozent in der frühen Phase des Ausbruchs, bis zur Intervention der Hilfsteams. Vor Ort habe es an allem gefehlt, auch an Desinfektionsmitteln für verunreinigtes Wasser.

Angesichts der schlechten Infrastruktur der Region müsse medizinisches Material oder Chlor über den Kongo und seine Seitenflüsse transportiert werden. Doch dann lasse sich die Sterblichkeitsrate sehr schnell unter ein Prozent senken.

Das Beispiel zeigt, dass es erfolgreiche Strategien gegen Cholera gibt. Nötig sind die Mittel dafür, etwa Impfstoffe oder Verbesserungen der Hygiene. Doch gibt es zunehmend Finanzlücken.

„Jetzt sieht mach auch ganz deutlich, dass Partner wegbrechen, die bisher so was finanziert haben“, sagte Gertler mit Blick etwa auf die von der US-Regierung gestoppte Arbeit der Entwicklungshilfe-Behörde USAID. „Was da auf die Menschen zukommt, wird man wahrscheinlich erst in den nächsten Monaten sehen.“

dpa

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