Bisherige Reaktion auf Mpox-Ausbruch aus Expertensicht zu langsam
Berlin – Rund zwei Monate nach der Ausrufung einer Gesundheitsnotlage internationaler Tragweite durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des Mpox-Ausbruchs in Afrika haben Fachleute in Berlin eine gemischte Zwischenbilanz gezogen.
Als ein großes Manko nannten Expertinnen und Experten gestern auf einem Mpox-Panel beim World Health Summit, dass die Reaktion zu langsam ausfalle.
Die Fortschritte, die es im Vergleich zum damaligen Umgang mit COVID-19 in Afrika gebe, reichten noch nicht aus. Angehen müssen man auch grundlegende systemische Risiken in vom Ausbruch betroffenen Regionen wie schwache Gesundheitssysteme, unzureichenden Zugang zu sauberem Wasser und Mangelernährung.
Positiv hervorgehoben wurde mehrfach die laufende internationale Zusammenarbeit verschiedener Partner. „Aber ich glaube, wir müssten ein bisschen schneller laufen“, merkte die Co-Vorsitzende des Gremiums Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) und frühere Gesundheitsministerin Botswanas, Joy Phumaphi, an. Der Zugang beispielsweise zu Tests und Impfstoffen sei noch immer begrenzt.
„Es mangelt bei der Geschwindigkeit“, war auch das Fazit von Richard Mihigo von der Impfallianz Gavi. Vor Ort seien inzwischen rund 300.000 Impfstoffdosen eingetroffen. Mit dem Impfen hinke man aber noch hinterher, erst zwei Länder hätten damit begonnen. Die Impfungen richten sich zunächst an Risikogruppen.
Appell, nicht zu viel Zeit mit Planen zu verbringen
Wenn man nun nicht sehr schnell handle, laufe man Gefahr, dass sich der Ausbruch noch stärker ausbreite, sagte Mihigo. Er appellierte daher an Partner wie die WHO und die afrikanische Seuchenschutzbehörde Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC), die Länder schnell zu unterstützen „und nicht die ganze Zeit mit Planen zu verbringen“.
Zuvor hatten weitere Rednerinnen und Redner nochmals den sogenannten „Mpox Strategic Preparedness and Response Plan“ (SPRP) und einen zusätzlichen Plan für den Kontinent vorgestellt. Der SPRP ist eine Sechs-Monats-Strategie von September bis Februar 2025 und war von der WHO und den Africa CDC gemeinsam vorgelegt worden.
Es handle sich nicht um einen Impfplan, unterstrich WHO-Expertin Maria Van Kerkhove. Es gehe um viele weitere Bausteine wie Überwachung, Risikokommunikation und Pflege von Erkrankten, die wichtig seien, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. „Unser Ziel ist es, die Ausbrüche zu stoppen und wir glauben, dass wir es schaffen können.“
In Zeiten, in denen Politikerinnen und Politiker vor zahlreichen weiteren großen Herausforderungen stünden und man immer wieder Gefahr laufe, dass Gesundheitsrisiken nach einer Panikphase wieder in Vergessenheit geraten, gebe es nun massive konzertierte Anstrengungen, würdigte Van Kerkhove das bisher Erreichte. Die beteiligten Partner müssten kontinuierlich dafür kämpfen, die Aufmerksamkeit für das Thema nicht zu verlieren.
Ziel von zehn Millionen Impfdosen noch in weiter Ferne
Von den angestrebten zehn Millionen Mpox-Impfstoffdosen, die die Africa CDC für nötig erachten, sind bislang weniger als die Hälfte von reicheren Ländern zugesagt worden. Bisher seien 4,3 Millionen Dosen in Aussicht gestellt worden, sagte der stellvertretende Generaldirektor der Africa CDC, Raji Tajudeen.
Um den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen, müsse zudem die Diagnostik noch deutlich ausgebaut werden, sagte Tajudeen. „In Bezug auf Impfstoffe und Therapien haben wir auch noch einen weiten Weg vor uns.“ Rund um Mpox gebe es zudem nach wie vor viele Unbekannte, die geklärt werden müssten.
Tajudeen mahnte auch an, dass man über lokale Produktionsmöglichkeiten etwa für Impfstoffe und Medikamente sprechen müsse. „Wir können nicht damit weitermachen, diese medizinische Gegenmaßnahmen aus dem globalen Norden zu importieren.“
Die lokalen Gesundheitssysteme müssten zudem besser auf Epidemien vorbereitet werden, sagte Raji. Man müsse davon wegkommen, dass erst Todesfälle bei Gesundheitsfachkräften Hinweise auf einen Ausbruch gäben.
Die WHO hatte die Gesundheitsnotlage internationaler Tragweite wegen Mpox am 14. August ausgerufen. Die mutierte Klade Ib, die für besondere Besorgnis sorgt, zirkuliert – neben schon bekannten Mpox-Erregern – aber bereits weitaus länger. Van Kerkhove bezeichnete die Situation als komplex und dynamisch, man habe es mit multiplen Ausbrüchen zu tun.
Seit Jahresbeginn haben sich nach Daten des Africa CDC mehr als 38.000 Menschen mit Mpox infiziert, davon sind mehr als 7000 bestätigt – der Großteil davon in der Demokratischen Republik Kongo. Insgesamt hätten 17 Mitgliedsstaaten Fälle verzeichnet, wie Tajudeen sagte.
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