Cholera: Erster Todesfall im Libanon

Beirut – Der Libanon hat sechs Tage nachdem die Krankheit zum ersten Mal seit 1993 im Land aufgetreten war einen ersten Todesfall verzeichnet. In den vergangenen 24 Stunden seien acht neue Cholerafälle aufgetreten, womit die Zahl der bestätigten Fälle auf 26 stieg, berichtet die Tageszeitung L'Orient le Jour unter Berufung auf das libanesische Gesundheitsministerium.
Übergangsministerpräsident Nadschib Mikati hatte mit Vertretern internationaler Organisationen über Maßnahmen zur Bekämpfung der Choleraausbreitung im Libanon beraten. Ein Schwerpunkt war dabei laut Bericht die Versorgung syrischer Flüchtlingslager in mehreren Regionen mit sauberem Wasser sowie die Versorgung der Pump- und Kläranlagen mit Strom.
Nach Angaben des Übergangsumweltministers Nasser Jassin sollen das UN-Kinderhilfswerk Unicef, das Welternährungsprogramm WFP und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die Dieselversorgung von Kläranlagen und Wasserpumpen vor allem in Flüchtlingslagern im Nordlibanon sowie in der Bekaa-Ebene sicherstellen.
Bei den Cholera-Erkrankten im Libanon handelt es sich laut örtlichen Medienberichten um syrische Flüchtlinge im syrisch-libanesischen Grenzgebiet im Norden des Landes sowie in der Bekaa-Ebene.
Die Leiterin des technischen Teams beim Regionalbüro für den Libanon der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Alissar Rady, hatte zu Wochenbeginn vor eine Ausbreitung der Cholera im Libanon gewarnt. Dies könne das bereits durch die anhaltende Krise des Landes sowie die Covid-19-Pandemie angeschlagene Gesundheitssystem weiter belasten.
Ferner bestehe wegen fehlender Beschränkungen für den Einsatz von Antibiotika im Libanon „das hohe Risiko, dass die Bakterien gegen Antibiotika resistent werden“. Die Krankheit kann sich in extremem Durchfall und Erbrechen äußern. Sie wird zumeist über verunreinigtes Trinkwasser und Nahrung übertragen.
Nach Angaben des Emergency Response Coordination Centre (ERCC) der EU-Kommission hat sich die Cholera in Syrien bereits über den größten Teil des Landes ausgebreitet und betrifft 13 der 14 Gouvernements. Es seien bisher rund 13.000 Verdachtsfälle sowie 60 Todesfälle gemeldet worden.
Die Dunkelziffer dürfte wegen „begrenzter Testkapazitäten und eines weitgehend dysfunktionalen Gesundheitssystems“ wesentlich höher liegen. Die WHO hatte Ende September einen Plan zur Bekämpfung der Cholera in Syrien veröffentlicht; zur Umsetzung benötigt werden umgerechnet 36 Millionen Euro.
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