Corona-Warn-Apps: Google und Apple kooperieren

Cupertino/Mountain View − In die Diskussion um infektiologische Nachverfolgungs-Apps zur Bekämpfung der Coronakrise mit SARS-CoV-2 haben sich jetzt auch Apple und Google als Anbieter der führenden Smartphone-Plattformen eingeschaltet und eine Zusammenarbeit angekündigt.
Um weltweit Staaten und Gesundheitsbehörden „dabei zu helfen, die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen und eine Rückkehr zum normalen Alltag zu befördern“, wollen sie technische Grundlagen für eine datenschutzfreundliche Umsetzung solcher Apps auf Basis von Bluetooth-Technologie schaffen, kündigten die Unternehmen am 10. April in einer gemeinsamen Erklärung an.
Die „Privatsphäre und Sicherheit teilnehmender Nutzerinnen und Nutzer“ sollen dabei im Mittelpunkt der gesamten Entwicklung und Zusammenarbeit stehen, heißt es darin seitens der Konzerne.
Wechselnde ID-Nummern
Das iOS-Betriebssystem von Apples iPhones und das Android-System von Google sollen Schnittstellen erhalten, um Kontaktmessungen als Instrument zur Nachverfolgung und Eindämmung einer Verbreitung des Virus zu unterstützen.
Das Konzept ähnelt dabei dem Ansatz der paneuropäischen Initiative PEPP-PT, einer Initiative von mehr als 130 Wissenschaftlern und Entwicklern aus acht europäischen Ländern. Danach sollen die Smartphones unabhängig vom verwendeten Betriebssystem in regelmäßigen Abständen temporäre Identifikationsnummern (ID) austauschen, sodass kein Rückschluss auf die Nutzer möglich ist.
Die Kontaktdaten sollen nur auf den Smartphones der Anwender gespeichert werden, nicht auf einem zentralen Server. Wird jemand positiv getestet, wird diese Information an einen Server übertragen, sofern der Betroffene zugestimmt hat.
Die teilnehmenden Smartphones rufen regelmäßig eine Liste der anonymisierten ID der Erkrankten ab, um zu prüfen, ob sie selbst Kontakt zu einer infizierten Person hatten. Ortungsdaten werden dabei nicht verwendet.
Schnittstelle im Mai, Plattform Monate später
Um solche Kontaktmessungen zu unterstützen, planen die Konzerne eine umfassende Lösung, die aufgrund der „hohen Dringlichkeit“ in zwei Schritten umgesetzt werden soll.
Im ersten Schritt wollen die Unternehmen im Mai entsprechende Schnittstellen (API – Application Programming Interfaces) veröffentlichen, die eine Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten unter Verwendung von Apps der Gesundheitsbehörden ermöglichen. Die Behörden können ihre zertifizierten Apps über die jeweiligen App-Stores zur Verfügung stellen, wo sie von den Nutzern heruntergeladen werden können.
In einem zweiten Schritt wollen Apple und Google in den nächsten Monaten zudem an einer umfassenderen Bluetooth-basierten Plattform für Kontaktmessungen zur Nachverfolgung arbeiten.
Diese Funktionalität soll direkt in die zugrunde liegenden Plattformen integriert werden. Eine solche Lösung sei robuster als eine Programmierschnittstelle und ermögliche außerdem die freiwillige Teilnahme von weit mehr Einzelpersonen an einem solchen System, heißt es in der Erklärung.
Auch unterstütze ein solcher Ansatz die Zusammenarbeit in einem breiteren Ökosystem von Apps und Gesundheitsbehörden. Bei der Entwicklung wollen die Unternehmen zusätzlich sicherstellen, dass der permanente Austausch von ID-Nummern die Batterielaufzeit der Geräte nicht erheblich verkürzt.
Datenschutz und Transparenz
„Datenschutz, Transparenz und Freiwilligkeit der Teilnahme sind bei diesem Vorhaben von größter Bedeutung“, betonten beide Unternehmen. So soll die Funktionalität in Absprache mit interessierten Institutionen aufgebaut werden. Informationen über die Entwicklung sollen veröffentlicht werden, damit andere sie bewerten können.
„Wir alle bei Google und Apple sind der Überzeugung, dass es noch nie einen wichtigeren Moment gegeben hat, um gemeinsam eines der dringendsten Probleme der Welt zu lösen“, schreiben die Unternehmen.
Anwender, die die Funktionalität nutzen wollen, müssen dafür das Betriebssystem ihres Smartphones aktualisieren. Android-Geräte sollen laut Google ab der Version Marshmellow (Android 6) unterstützt werden, iOS-Geräte in nahezu sämtlichen Versionen über ein Update.
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