Dublin will rasch Regelung für legale Schwangerschaftsabbrüche schaffen

Dublin – Die Regierung in Dublin will nach dem klaren Votum der Iren für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zügig ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen. Das sagte der irische Gesundheitsminister Simon Harris der Irish Times zufolge. Bereits morgen wolle er die Zustimmung des Kabinetts für die Erarbeitung eines Gesetzentwurfs einholen. Im Herbst könnte die Reform dann im Parlament verabschiedet werden.
Die Iren hatten am vergangenen Freitag mit Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Verfassungsänderung gestimmt, die es dem Parlament erlaubt, Regelungen für eine legale Abtreibung zu schaffen. Nach Auszählung aller 40 Wahlkreise in dem katholisch geprägten Land am vergangenen Samstag votierten 66,4 Prozent für die notwendige Verfassungsänderung und 33,6 Prozent dagegen.
Stille Revolution
Ministerpräsident Leo Varadkar begrüßte das eindeutige Ergebnis. Er sprach von „einer stillen Revolution“, die sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe. In der Innenstadt von Dublin versammelten sich Tausende Menschen, um das Ergebnis zu feiern; vielerorts wurde getanzt und gesungen. Die Gegner einer Gesetzeslockerung bedauerten den Ausgang des Referendums. Als eine „Tragödie historischen Ausmaßes“ bezeichnete die Gruppe mit dem Namen Save the 8th das Ergebnis des Referendums.
Geplant ist nach dem Referendum, dass Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legalisiert werden sollen, bei Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Mutter sogar darüber hinaus. Bislang gilt in Irland ein äußerst striktes Verbot, das Abtreibungen so gut wie unmöglich macht.
Das Votum in Irland ließ auch im angrenzenden britischen Landesteil Nordirland Forderungen nach einer Lockerung des Abtreibungsverbots laut werden. Auch dort sind Abtreibungen durch strenge Bedingungen kaum möglich. Da das Regionalparlament in Belfast wegen einer andauernden Regierungskrise nicht zusammentreten kann, fordern britische Abgeordnete eine Lockerung des Verbots von London aus oder ein Abtreibungsreferendum in Nordirland.
Die britische Premierministerin Theresa May lehne das aber ab, berichtete der Guardian unter Berufung auf Regierungsquellen. May ist mit ihrer Minderheitsregierung auf die Stimmen der Abtreibungsgegner aus der protestantisch-nordirischen DUP (Democratic Unionist Party) angewiesen.
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