EMA fordert Reduzierung von Reserveantibiotikum Colistin

London – Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA fordert, die Verwendung des Antibiotikums Colistin bei Tieren drastisch einzuschränken. Der Verkauf von colistinhaltigen Medikamenten in der EU solle um 65 Prozent verringert werden, um die Entwicklung von resistenten Erregern einzuschränken, empfiehlt die Agentur.
Die EU-Kommission hatte um eine Neubewertung von Colistin gebeten, nachdem bei Bakterien ein bisher unbekanntes Gen nachgewiesen wurde, das die Entwicklung einer Colistin-Resistenz erheblich beschleunigen kann.
Colistin gilt in der Humanmedizin als sogenanntes Reserveantibiotikum und wird seit mehr als 50 Jahren verwendet. Reserveantibiotika sind in der Therapie von Menschen bedeutsam, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr helfen und sind das letzte Mittel gegen resistente Keime. Bei Tieren wird Colistin inzwischen immer häufiger für die Behandlung von Infektionen mit Darmbakterien eingesetzt.
Die Grünen verlangen unterdessen schärfere Vorgaben, um den Einsatz von Colistin in Tierställen deutlich einzudämmen. Das Mittel solle gesetzlich nur noch in klar erkennbaren Ausnahmefällen erlaubt sein, forderte der Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff. Bundesminister Christian Schmidt (CSU) müsse das Wohl der Bevölkerung über die Interessen der Tierhaltungsindustrie stellen und Forderungen der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA umsetzen. „Stillhalten und Nichtstun wäre hier gefährlich und fahrlässig.“ Verbessert werden müssten auch die Haltungsbedingungen von Nutztieren.
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