Erster kanadischer Vogelgrippepatient schwer erkrankt

Ottawa – Kanada meldet einen ersten Nachweis von im Land erworbener hochpathogener Vogelgrippe (H5N1) beim Menschen. Das Virus sei bei einem hospitalisierten Teenager nachgewiesen worden, teilte die kanadische Public-Health-Behörde PHAC gestern mit.
Nach Medienberichten unter Berufung auf offizielle Quellen ist der Patient, dessen Alter und Geschlecht nicht genannt wurden, schwer erkrankt. Der Erreger steht demnach in Verbindung mit einem laufenden Ausbruch bei Geflügel in der Provinz British Columbia (Klade 2.3.4.4b, Genotyp D.1.1). Allerdings sei bisher noch nicht klar, wie sich der Teenager damit ansteckte.
In den USA, wo sich die erkannten Vogelgrippeinfektionen beim Menschen in den vergangenen Wochen häuften, handelte es sich hingegen fast ausschließlich um Landarbeiter, die vorherigen Kontakt zu infizierten Geflügelbeständen oder Milchkühen hatten. Deren Krankheitsverläufe wurden als mild beschrieben. Auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es bisher nach offiziellen Angaben keine Hinweise.
Die kanadische Behörde hob hervor, dass es anders als in den Vereinigten Staaten in Kanada bisher keine Nachweise von H5N1 bei Milchkühen oder in Milchproben gebe. Hinzu komme, dass es sich bei dem Erreger, der in den USA bei Kühen vorkomme, um eine andere Klade als beim kanadischen Fall handelt (B3.13). Ohnehin heißt es von den amerikanischen wie kanadischen Behörden, dass pasteurisierte Milch keine Gefahr darstelle.
Der Fall wurde den PHAC-Angaben zufolge über die krankenhausbasierte Influenza-Surveillance aufgespürt. Wie CNN berichtet, soll der Teenager zunächst Konjunktivitis, Fieber und Husten gehabt haben, dann hätten sich die Symptome aber zu einem Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) entwickelt.
Es seien bisher keine weiteren Fälle identifiziert worden, berichtete die kanadische Behörde. Zu den erfolgten Schritten zählten Kontaktnachverfolgung, Testungen und das Anbieten antiviraler Medikamente für Kontaktpersonen.
Nach CNN-Angaben berichteten die kanadischen Behörden auch, dass der nicht vorerkrankte Teenager keinen Kontakt zu Vögeln hatte, aber zu verschiedenen Haustieren – Hunden, Katzen und Reptilien. Tests bei ihnen seien aber negativ ausgefallen.
Auch in den USA hatte es kürzlich einen Vogelgrippefall im Bundesstaat Missouri gegeben, der erst im Krankenhaus über die Influenzaüberwachung erkannt wurde, bei dem die Infektionsquelle aber bis heute nicht gefunden ist. Das legt den Schluss nahe, dass das Virus weiter verbreitet ist als bekannt.
Von Katzen ist aus dem US-Ausbruch bekannt, dass sie sich mit H5N1 anstecken können. Ende Oktober war auch erstmals ein Fall bei einem Schwein in den USA festgestellt worden.
Erst vor wenigen Tagen hatten US-Behörden Daten vorgestellt, die nahelegten, dass Infektionen teils sogar bei Arbeitern auf Farmen mit bekanntermaßen infizierten Tieren unter dem Radar blieben. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.
„Ich glaube, es gab eine Menge Wunschdenken über dieses Virus, dass es nicht zu schweren Erkrankungen führen würde, aber diese Hoffnung steht im Gegensatz zu den Daten von mehreren Jahrzehnten“, sagte die Leiterin des Pandemic Center der Brown University School of Public Health, Jennifer Nuzzo, laut CNN. Für sie zeige der Fall, dass H5N1 eine sehr ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit sei.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge waren unter den gut 900 international erfassten H5N1-Infektionen seit 2003 bei Menschen mehr als 460 Todesfälle.
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