Ausland

Feuer im Flüchtlingslager Moria unter Kontrolle – Krisentreffen in Athen

  • Mittwoch, 9. September 2020
Ein Feuerwehrmann versucht den Brand im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos zu löschen. /picture alliance, AP, Panagiotis Balaskas
Ein Feuerwehrmann versucht den Brand im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos zu löschen. /picture alliance, AP, Panagiotis Balaskas

Athen – Der Großbrand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist nach Regierungsangaben seit dem frühen Morgen weitgehend unter Kontrolle. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis habe für den heutigen Vormittag ein Krisentreffen in Athen einberufen, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas dem staatlichen Fernsehsender ERT weiter.

Neben dem Migrations- und dem Bürgerschutzminister sollen daran auch der Chef des griechischen Nachrichtendienstes (EYP) und der Generalstabschef teilnehmen. Man vermute organisierte Brandstiftung, so Petsas.

Der Sprecher bestätigte außerdem, dass Migranten versucht hätten, die Feuerwehr an den Löscharbeiten zu hindern. Verletzte oder gar Tote gab es nach aktuellen Erkenntnissen nicht, wie griechische Medien übereinstimmend berichteten.

Athen hat zusätzliche Bereitschaftspolizisten zur Insel entsandt. Schon in der Nacht began­nen die Behörden laut griechischen Medienberichten mit der Evakuierung des Lagers, nachdem Wohncontainer Feuer gefangen hatten.

Die Unruhen im Lager hatten bereits gestern Abend ihren Lauf genommen, nachdem bekannt geworden war, dass es mittlerweile mindestens 35 SARS-CoV-2-Fälle im Lager gibt. Moria war deshalb abgeriegelt und bis zum 15. September unter Quarantäne gestellt worden.

Moria ist das größte Flüchtlingslager Griechenlands und Europas. Es ist seit Jahren heillos überfüllt, zuletzt lebten dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12.600 Flüchtlinge und Migranten – bei einer Kapazität von gerade mal 2.800 Plätzen.

Angesichts des Großbrands im griechischen Flüchtlingslager Moria hat EU-Innenkom­missarin Ylva Johansson schnelle Hilfe versprochen. Sie sei in Kontakt mit dem griechischen Minister und den lokalen Behörden, schrieb die Schwedin heute auf Twitter.

Dabei habe sie zugestimmt, den unverzüglichen Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren. „Die Sicherheit und der Schutz aller Menschen in Moria hat Priorität.“

„Spätestens jetzt muss Innenminister Horst Seehofer seine Blockadehaltung aufgeben. Die Menschen müssen sofort evakuiert werden“, forderte Michael Buschheuer, Gründer von Sea-Eye und Vorstand der Hilfsorganisation Space-Eye. Auch die Hilfsorganisation medico international forderte eine schnelle Evakuierung des Lagers. Die EU müsse jetzt handeln.

„Moria ist eine humanitäre Katastrophe mit Ansage“, sagte heute die Bundestags-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. „Die Europäischen Staaten haben sich jahrelang abgeschottet und einer Lösung verweigert.“

Die Bundesregierung müsse eine EU-weite Verteilung im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft zur Priorität machen und das Technische Hilfswerk zur Hilfe schicken.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will in Nordrhein-Westfalen bis zu 1.000 Flüchtlinge aus dem fast vollständig abgebrannten griechischen Flüchtlingscamp aufnehmen. Das kündigte der CDU-Politiker heute an. Er habe dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis bereits direkte Hilfe angeboten. „Wir brauchen jetzt beides: Eine schnelle Soforthilfe für Moria und eine nachhaltige, europäische Hilfe bei der Aufnahme von Kindern und Familien.“

dpa

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