Helfer bekommen trotz Hungerkatastrophe in Madagaskar keine Visa

Johannesburg – Die schlimmste Dürre seit 40 Jahren, doch Madagaskars Behörden haben offenbar keine Eile, Helfern der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) Visa auszustellen. MSF warnte gestern vor einer Einstellung aller Aktivitäten im betroffenen Süden des Inselstaates vor Afrikas Ostküste.
Anders als bisher würden dreimonatige Spezialvisa für Ärzte, Pflegepersonal und weitere Mitarbeiter nicht mehr gewährt. „Zehn internationale Mitarbeitende müssen in zwei Tagen das Land verlassen, weil ihre Visa auslaufen; weitere zwölf müssen in drei Wochen ausreisen,“ erklärte die Notfallkoordinatorin Bérengère Guais. Bei einer Projekteinstellung müsse MSF auch rund 150 örtlichen Mitarbeitern kündigen.
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat für die Krise im Schatten der Coronapandemie die allerhöchste Alarmstufe ausgerufen. Von rund 1,1 Millionen Menschen mit akuter Nahrungsmittelknappheit drohen demnach 28.000 bis Jahresende der Hungertod.
Als Auslöser hat das WFP mehrere Dürrejahre in Folge und Sandstürme genannt, die Felder unbestellbar gemacht hätten. Seit Ende März sind mobile MSF-Kliniken in den Provinzen Amboasary und Ambovombe unterwegs, die zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehören.
Sie versorgen mangelernährte Kinder und verteilen in rund 20 Orten Nahrungsmittelrationen. Die einstige französische Kolonie Madagaskar ist 1,6 Mal so groß wie Deutschland und hat etwa 28 Millionen Einwohner.
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