Immer mehr britische Jugendliche verletzen sich selbst
London – Immer mehr Jugendliche in England und Wales verletzen sich selbst, um psychischen Druck zu kompensieren. Wie britische Medien heute unter Berufung auf die Nationale Gesellschaft zur Vorbeugung von Kindesmisshandlung (NSPCC) berichteten, mussten im vergangenen Jahr 18.788 Kinder und Jugendliche in Krankenhäusern wegen Verletzungen behandelt werden, die sie sich bewusst selbst zugefügt hatten. Dies sei ein „beängstigender“ Anstieg von 2.400 Fällen oder 14 Prozent im Verlauf der vergangenen drei Jahre.
Die Kinderschutzorganisation machte auch die sozialen Medien für den Anstieg der Selbstverletzungen verantwortlich. Jugendliche hätten „zunehmend mit dem Druck und den Ansprüchen des modernen Lebens zu kämpfen“, sagte der NSPCC-Vorsitzende Peter Wanless. Hier werde ihnen das „oft unrealistische Bild“ vermittelt, ein perfektes Leben führen zu müssen. Mit Selbstverbrennungen, Tablettenüberdosierungen und dem sogenannten „Ritzen“ würden die Jugendlichen ein Ventil für „unverarbeitete Gefühle, Spannungen und Sorgen“ suchen. Es sei essenziell, der Tatsache ins Auge zu schauen, dass man in einer „Nation mit zutiefst unglücklichen Kindern“ lebe, die dringend Hilfe bräuchten, so Wanless weiter.
Selbstverletzungen unter Kindern hätten mittlerweile „epidemisches Ausmaß erreicht“, warnt auch die Präsidentin der Kindernotruforganisation Childline, Dame Esther Rantzen. Im Schnitt würden täglich 50 Kinder und Jugendliche mit der Beratungsstelle wegen Selbstverletzungen Kontakt aufnehmen. Selbstverletzungen seien damit zu einem „der häufigsten Probleme“ geworden, mit denen sich Jugendliche an die Hilfsorganisation wenden.
Laut den Erhebungen der NSPCC waren Teenager zwischen 13 und 17 Jahren die am stärksten gefährdete Gruppe.
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