Immer noch zu wenig Forschung und Entwicklung zu antibakteriellen Therapien

Genf – Trotz zunehmender Probleme mit antimikrobiellen Resistenzen (AMR) sind weiterhin zu wenige Präparate und Konzepte in Entwicklung, um diesem Problem Herr zu werden. Das kritisiert die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem neuen Report „Antibacterial agents in clinical and preclinical development: an overview and analysis“.
„Die antimikrobielle Resistenz wird immer schlimmer, aber wir entwickeln nicht schnell genug neue bahnbrechende Produkte, um die gefährlichsten und tödlichsten Bakterien zu bekämpfen“, sagte Yukiko Nakatani, stellvertretende Generaldirektorin der WHO für antimikrobielle Resistenz. Aber selbst wenn neue Produkte zugelassen würden, sei der Zugang zu ihnen eine große Herausforderung. „Antibakterielle Wirkstoffe erreichen einfach nicht die Patienten, die sie dringend benötigen, und das in Ländern aller Einkommensschichten“, kritisierte sie.
Von den 32 Antibiotika, die für die Behandlung von Infektionen entwickelt werden, welche die WHO als prioritär einstuft, können laut dem Report nur zwölf als innovativ bezeichnet werden. Darüber hinaus seien nur vier dieser zwölf Antibiotika gegen mindestens einen Erreger wirksam, welchen die WHO als „kritisch“ einstuft.
„In der gesamten Pipeline gibt es Lücken, unter anderem bei Produkten für Kinder, bei oralen Formulierungen, die für ambulante Patienten besser geeignet sind, und bei Wirkstoffen zur Bekämpfung der zunehmenden Arzneimittelresistenz“, hieß es aus der WHO.
Laut dem Report seien seit Mitte 2017 13 neue Antibiotika erhältlich, aber nur zwei davon stellten eine neue chemische Klasse dar und könnten als innovativ bezeichnet werden.
Ermutigend ist laut der WHO, dass nicht-traditionelle biologische Wirkstoffe wie Bakteriophagen, Antikörper, Antivirulenzmittel, immunmodulierende Wirkstoffe und mikrobiom-modulierende Wirkstoffe zunehmend als Ergänzung und Alternative zu Antibiotika erforscht würden. Die Erforschung und Regulierung dieser Wirkstoffe sei jedoch oft schwierig.
„Es sind weitere Anstrengungen erforderlich, um klinische Studien und Bewertungen dieser Produkte zu erleichtern, damit entschieden werden kann, wann und wie diese Wirkstoffe klinisch eingesetzt werden sollen“, hieß es aus der WHO.
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