Ausland

Impfpflicht für medizinisches Personal in Großbri­tannien auf dem Prüfstand

  • Montag, 31. Januar 2022
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Dinendra Haria
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London – Auf Druck seiner Partei will der britische Premierminister Boris Johnson offenbar einem Zei­tungsbericht zufolge die Coronaimpfpflicht für medizinisches Personal doch wieder streichen. Großbri­tanniens Gesundheits­minis­ter Sajid Javid wolle den Schritt noch heute mit Kabinettskollegen verein­baren, berichtete der Daily Tele­graph.

Den Plänen zufolge sollten Pflegekräfte vom 1. April an zwei Impfungen haben. Mit der Kehrtwende wür­de Johnson, der wegen der „Partygate“-Affäre auch parteiintern unter Druck steht, eine der Kernforderun­gen einflussreicher Hinterbänkler erfüllen.

Wie der Telegraph schrieb, beruft sich Gesundheitsminister Javid darauf, dass die Auswirkungen der Omi­kron-Variante deutlich milder seien als befürchtet. Die Impfpflicht für das Personal des Gesundheits­dienstes NHS wurde beschlossen, als die Delta-Variante dominierte. Diese führte zu deutlich mehr Kran­kenhauseinweisungen.

Kritiker befürchten, das ohnehin überlastete Gesundheitssystem werde bei einer Impfpflicht auf einen Schlag 80.000 Beschäftigte verlieren. Die Pflegekräftevereinigung Royal College of Nursing begrüßte die Kehrtwende.

Der einflussreiche Tory-Abgeordnete Mark Harper sprach von einem „großen Sieg“. „Meine Hinterbänk­ler-Kollegen und ich haben deutlich darauf gedrungen, Zehntausenden NHS- und Pflegekräften die Kündi­gung zu ersparen“, twitterte Harper.

Als Hinterbänkler (backbenchers) werden in Großbritannien Abgeordnete ohne Regierungsverant­wortung bezeichnet, also das Gros der Parlamentarier. In Johnsons Konservativer Partei sind sie ein großer Macht­faktor.

Wegen der Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street droht Johnson ein parteiinternes Misstrau­ensvotum. Nun dürften Johnsons Chancen, eine solche Abstimmung zu vermei­den, erheblich steigen.

dpa

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