In Südafrika erstmals Mittelohr aus 3-D-Drucker transplantiert
Pretoria – Erneut haben Ärzte in Südafrika Medizingeschichte geschrieben: Wie die Universität von Pretoria gestern mitteilte, sei es einem Ärzteteam erstmalig gelungen, ein Mittelohr aus dem 3-D-Drucker zu transplantieren. „Die 3D-Technologie erlaubt es uns, Dinge zu tun, die wir zuvor nie für möglich gehalten hätten“, sagte der zuständige Arzt, Mashudu Tshifularo.
Der Spezialist für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde betrachtet die neue Heilungsmethode als „Antwort“ auf Gehörverlust, gleich ob dieser angeboren oder auf eine Infektion, eine Verletzung oder Stoffwechselerkrankung zurückzuführen ist. Selbst Neugeborene könnten durch die eingesetzte Mittelohrprothese aus Titan geheilt werden, so der Arzt. „Wir verwenden ein Endoskop, sodass die Transplantation schnell und mit minimaler Narbenbildung einhergeht.“ Ersetzt würden ausschließlich die nicht funktionierenden Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel.
Lokalen Berichten zufolge wurde der erste 3-D-Ohr-Empfänger am Steve Biko-Lehrkrankenhaus in der Hauptstadt Pretoria operiert. Er hatte zuvor sein Gehör bei einem Autounfall verloren. Südafrikas Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi lobte die „weitreichende Innovation“ durch das Ärzteteam und kündigte an, Tshifularos Forschung zu unterstützen.
Südafrikas öffentliche Gesundheitsversorgung ist in vielen Bereichen mangelhaft; zuletzt sorgten Pflegeskandale und Arzneiengpässe für Aufsehen. Die medizinische Forschung hingegen gilt als eine der fortschrittlichsten der Welt.
1967 gelang dem südafrikanischen Chirurgen Christiaan Barnard (1922–2001) die weltweit erste Herztransplantation. Ein weiterer Südafrikaner, Allan Cormack (1924–1998), gilt als Erfinder der Computertomografie. Des Weiteren wurden in Südafrika die erste Nierentransplantation zwischen HIV-positiven Patienten und 2014 die erste Penistransplantation der Welt durchgeführt.
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