Ausland

Kritik an Einschnitten der Trump-Regierung bei US-Gesundheitsbehörde CDC

  • Montag, 10. März 2025
/picture alliance, EPA-EFE, ERIK S. LESSER
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Washington – Kürzungen bei der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) könnten die Vereinigten Staaten aus Expertensicht auf lange Sicht teuer zu stehen kommen. Auch wenn aktuell über finanzielle Einsparungen gesprochen werde, so bedeuten der Schritt und dessen Folgen langfristig voraussichtlich höhere Kosten für die Gesellschaft, sagte die Public-Health-Forscherin Beth Resnick (Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health) kürzlich in einer Videoschalte.

Sie betonte, dass die Personalausstattung im Bereich öffentliche Gesundheit schon vor der Coronapandemie keineswegs üppig gewesen sei. Während der Krise habe es einen Personalexodus und erst in jüngster Zeit wieder etwas Aufwuchs gegeben.

Was man nun erlebe, sei die systematische Erosion der Kapazitäten, sagte die Epidemiologie-Professorin Jennifer Nuzzo (Brown University School of Public Health). Es sei so, als ob man nach einem großen Feuer alle Feuerwachen abbaue. Die Expertinnen rechnen mit Auswirkungen bis auf die kommunalen Ebene.

Vor der Entlassungswelle arbeiteten nach US-Medienberichten rund 13.000 Menschen bei den CDC, davon sollte bis zu ein Zehntel den Job verlieren. Inwieweit das bisher vollzogen ist, ist unklar. Ein Teil der Entlassungen, rund 180 an der Zahl, soll Medienberichten zufolge bereits wieder rückgängig gemacht werden. Manche Abteilungen erhielten bisher lediglich Warnungen über bevorstehende Entlassungen.

„Es gibt einen Grund, aus dem diese Programme entwickelt wurden“, betonte Nuzzo. Es gehe nicht nur darum, Leben zu retten, sondern auch um den Schutz der US-Wirtschaft. Nuzzo ergänzte, dass der Sparkurs in Zeiten verfolgt werde, in denen nur mit steigendem Bedarf im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu rechnen sei. Die Liste der Gefahren sei lang. Für die Vorbereitung sei gut ausgebildetes, erfahrenes Personal das Wichtigste.

In den USA gibt es unter anderem gerade einen größeren Masernausbruch mit bisher mehr als 200 Fällen in den Bundesstaaten Texas und New Mexico und zwei Todesfällen. Außerdem konnte die hochpathogene Vogelgrippe H5N1 bisher nicht unter Kontrolle gebracht werden.

Die Entlassungswelle und auch potenzielle Kürzungen des CDC-Budgets könnte die normale Funktionsfähigkeit der CDC bedeutend einschränken, sagte Ann Keller (UC Berkeley School of Public Health). Sie bezog sich etwa auf Aufgaben wie das Monitoring von Infektionskrankheiten sowie die Datenerfassung und -analyse dazu. Mehr Effizienz sei keineswegs zu erwarten, vielmehr werde das schon angeschlagene System an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.

Den Expertinnen zufolge sind von den Entlassungen insbesondere der Nachwuchs und vor kurzem befördertes Personal betroffen. Das aktuelle Chaos, die Entlassungen ganzer Abteilungen führten auch zu einer Lähmung, sagte Nuzzo. Keiner wisse, was als nächstes passiere und welche Programme es künftig noch geben werde. Das sei sehr kritisch: „Der Preparedness-Bereich ist völlig inkompatibel mit diesem Level an Chaos.“

Und auch wenn es nun Bemühungen gibt, einen Teil der Gefeuerten wieder einzustellen: Für die Moral der Beschäftigten und ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen, bedeute das Vorgehen der US-Regierung nichts Gutes, so Nuzzo. Wenn man sich derzeit mit verbliebenen Beschäftigten unterhalte, so berichteten diese davon, dass sie nun viel mit dem Management des Chaos zu tun hätten.

Keller kritisierte, dass derzeit im Zusammenhang mit den Kürzungen in den USA das Vorteil der faulen Staatsbediensteten verbreitet werde. Dies sei völlig falsch. Forschungsergebnisse zeigten vielmehr, dass die Menschen dort aus Überzeugung und mit großem Einsatz arbeiteten.

Erfolgreiche Präventionsarbeit bedeute gerade, dass man nicht viel davon höre, betonte Resnick. Werde bei dieser Arbeit gekürzt, bedeutete das in der Regel mehr Krankheit, eine zusätzliche Bürde für das bereits stark belastete Gesundheitssystem und höhere Gesundheitskosten. Die Leidtragenden seien am Ende insbesondere vulnerable Gruppen.

In seiner ersten Amtszeit zu Beginn der COVID-19-Pandemie habe Trump weniger Umwälzungen bei Personal oder Budget der CDC angestoßen, so dass der folgende Präsident Joe Biden eine funktionierende Behörde habe übernehmen können, gab Keller zu bedenken. Ob das auch in Zukunft für einen Trump-Nachfolger noch gelte, lasse sich derzeit nicht beantworten. Sie erinnerte zudem daran, dass Trump schon in der Pandemie weitreichende Einmischungen in CDC-Publikationen erwirkt habe.

Die US-Regierung hat seit dem Amtsantritt Trumps die Arbeit vieler Forschungseinrichtungen unter anderem durch Kürzungen, Entlassungen oder Ankündigungen und Androhungen deutlich schwieriger gemacht. Betroffen sind unter anderem auch die nationalen Gesundheitsinstitute NIH und die Wetter- und Ozeanografiebehörde
NOAA.

Experten warnen, dass dadurch etwa wichtige Forschung zu Krankheiten gestoppt werde oder Daten für Wettervorhersagen nicht mehr gesammelt werden könnten. Die Forschungseinrichtungen der USA galten bislang in
vielen Bereichen als global führend und zogen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt an.

Zeitgleich zu den Protesten kündigte die US-Regierung an, der renommierten Columbia-Universität in New York Fördergelder in Millionenhöhe zu streichen. Begründet wurde die Entscheidung mit dem Vorwurf, die Hochschule habe jüdische Studierende nicht ausreichend vor Belästigungen und Bedrohungen auf dem Campus geschützt.

ggr/dpa

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