Kritik an Medizintourismus afrikanischer Präsidenten

Kapstadt – Das Politmagazin New African hat Kritik an afrikanischen Politikern geübt, die für Behandlungen im Ausland Millionen an Steuergeldern ausgeben. So sei es zum „Normalfall“ geworden, dass kranke Staatschefs und Regierungsvertreter nach Europa, in die USA oder nach Fernost reisten, heißt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift. Dies sei ein „klares Zeichen für fehlendes Vertrauen“ in ihre eigenen Gesundheitssysteme.
„Generell haben Afrikas Politiker wenig Anreiz, in die öffentliche Gesundheit zu investieren, da sie die Einrichtungen nur selten nutzen“, heißt es in dem Bericht. Allein in Europa seien in den vergangenen zehn Jahren fünf afrikanische Staatschefs, die sich zur medizinischen Behandlung dort befanden, in Krankenhäusern gestorben.
Rekordhalter sei Nigerias Präsident Muhammadu Buhari, der mehr als 170 Tage seiner ersten Amtsperiode für Behandlungen in London verbrachte. Zur selben Zeit hätten in der westafrikanischen Nation Gesundheitsarbeiter gegen schlechte Arbeitsbedingungen und die unzureichende Gesundheitsversorgung demonstriert.
Auch Simbabwes Ex-Präsident Robert Mugabe sei während eines Ärztestreiks im November für eine Operation nach Asien geflogen. Für die Reise soll Simbabwes Zentralbank vier Millionen US-Dollar an öffentlichen Mitteln beigesteuert haben.
Größtes Entwicklungshindernis für Afrikas Gesundheitssektor sei die fehlende Finanzierung, so die Zeitschrift. Bloß „eine Handvoll“ afrikanischer Staaten investiere, wie 2001 vereinbart, mehr als 15 Prozent ihres Gesamtbudgets in die Gesundheit.
Statt auf Hilfsorganisationen und Entwicklungshilfe zu vertrauen, sollten Afrikas Regierungen „Verantwortung übernehmen“ und ihre Gesundheitssysteme angemessen finanzieren, hieß es.
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